Wie wichtig ist ein Fluss für junge Menschen?

Sparkling Science. Forscher der Boku Wien erkunden mit Schülern in St. Pölten, welche Bedeutung die Traisen für die Bevölkerung hat. Sie zeigen dabei wichtige ökologische Zusammenhänge der Flusslandschaft.

Wie nutzen Jugendliche den Fluss in ihrem Heimatgebiet? Geht man dort baden, spazieren, angeln? Oder wird das Wasser als Barriere wahrgenommen, das den Weg in den Nachbarort erschwert? Das will Michaela Poppe am Beispiel der Traisen herausfinden: mit Schülern des BG/BRG St. Pölten und ihrem Team vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku Wien. Finanziert wird das Sparkling-Science-Projekt vom Wissenschaftsministerium.

„Mittels Fragebögen, digitalen Landkarten und Feldstudien wollen wir die ökologischen und kulturellen Leistungen des Einzugsgebiets der Traisen erforschen“, sagt Poppe. Eine ökologische Leistung von intakten Aulandschaften ist etwa der Lebensraum für schützenswerte Tiere und Pflanzen. „Sie sind außerdem für die Grund- und Trinkwasserversorgung der Region wichtig, ebenso, um Hochwasser zurückzuhalten“, erklärt Poppe.

Kulturelle Leistungen einer Flusslandschaft sind unter anderem Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, die sich dort ergeben. Im ersten Stadium des zweijährigen Projekts, das auf Daten des vorigen Sparkling-Science–Projekts mit der gleichen Schule aufbaut, sollen die 15- bis 18-Jährigen die Zusammenhänge der Ökosysteme verstehen.

Welche Auswirkungen haben menschliche Eingriffe in die Flusslandschaft? Wie sehr steigt die Hochwassergefahr, wenn im Einzugsgebiet der Waldbestand verringert wird? Wie ändert sich das Abflussverhalten des Wassers bei unterschiedlicher Landnutzung? „Mithilfe einer Lernsoftware können die Schüler selbst solche Szenarien am Computer modellieren. Das hilft uns Forschern bei Planungen, um gestörte Flusslandschaften wieder zu revitalisieren.“ Außerdem steigt das Bewusstsein der Schüler und ihrer Familien für diese Zusammenhänge: Ohne die Akzeptanz der Bevölkerung sind neue Maßnahmen immer schwer umzusetzen.

Wenn die Schüler das Einzugsgebiet der Traisen aus digitalen Karten wie Google Earth gut kennen, dann werden die Forscher mit ihnen auch zu ausgewählten Hotspots fahren, um Vegetation, Landnutzung sowie den Flusslauf selbst zu kartieren. „Es wird spannend, wie sich digitale Informationen und wirklicher Zustand unterscheiden“, so Poppe. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2015)

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