Hunde sehen, wie Menschen gestimmt sind

(c) Anjuli Barber, Messerli Forschungsinstitut
  • Drucken

Ob jemand glücklich ist oder zornig, sieht ein Hund, auch bei Fremden. Wiener Forscher haben es gezeigt.

Wir sehen einem anderen auf den ersten Blick an, ob er in guter oder übler Laune ist, andere können das auch bei Artgenossen, Schimpansen etwa oder Hunde. Aber geht das auch über Artgrenzen? Auch dort wäre es wichtig, etwa wenn Jäger die Kampfbereitschaft potenzieller Beute einschätzen wollen. Das ist unklar, und dagegen spricht, dass verschiedene Arten ihre Emotionen verschieden zeigen: Menschen und Schimpansen stehen sie ins Gesicht geschrieben, Hunde drücken sie mit dem Schwanzwedeln aus: Der fährt mit Wucht nach rechts, wenn dem Hund etwas gefällt, und nach links, wenn er etwas meiden will.

Für uns ist die Differenz kaum zu sehen – man muss sich in Videoaufnahmen vertiefen –, das könnte umgekehrt natürlich auch gelten: Bisher hat man das artübergreifende Einschätzen von anderen vor allem am Blick unseres besten Freundes auf uns zu klären versucht, die Befunde waren uneinheitlich, vermutlich haben in den Tests übersehene Kofaktoren mitgespielt. Deshalb haben Corsin Müller und Ludwig Huber (VetMed Wien) alles hoch standardisiert: Sie haben Hunden auf einem Touchscreen ein fröhliches und ein zorniges Frauengesicht nebeneinander gezeigt und die Hunde darauf trainiert, entweder das eine oder das andere mit der Schnauze anzustupsen.

Halbe Gesichter reichen

Dabei war immer nur die Hälfte des Gesichts zu sehen, die obere oder die untere, das sollte Orientierung an einzelnen Punkten – Lachfalten am Mund, Zornesfalten am Auge – ausschließen. Die Tiere lernten das, sie konnten es auch generalisieren. In der nächsten Runde gab es unbekannte Menschengesichter mit den vertrauten Gefühlszeichen: Die wurden meist richtig zugeordnet, obwohl es eben nur halbe Gesichter waren und oft nur die Hälften, die die Hunde im Training nicht gesehen hatten (Current Biology, 12. 2.).
„Unsere Hunde können ärgerliche und fröhliche Gesichter selbst bei Menschen unterscheiden, die sie nie gesehen haben“, schließt Huber. Die ärgerlichen allerdings lernten sie langsamer, sie stupsten ungern auf die Bilder, vielleicht weil sie schon wussten, dass man ärgerlichen Menschen besser nicht zu nahe kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.