Erfolgsrezepte für das Überleben

Warum sterben manche Organismen, warum bestehen andere weiter? Wissenschaftler nutzen Traunsteiners Knabenkraut als Modell für die Forschung.

Fingerwurzen oder Kuckucksblumen nennt man es umgangssprachlich. Benannt ist das Traunsteiner Knabenkraut nach dem Apotheker Joseph Traunsteiner, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Tirol lebte. Dort befasste er sich intensiv mit Pflanzen und ihren Heilwirkungen. Heute dient die seltene heimische Orchideenart als Modell für die Forschung. Der Biologe Ovidiu Paun untersucht am Beispiel der bedrohten Pflanze, wie sich Organismen an verschiedene Lebensräume anpassen.

Evolution besser verstehen

„Wir wollen die Evolution von Blütenpflanzen besser verstehen“, sagt der gebürtige Rumäne. „Was beeinflusste ihre Evolution, welche Erfolgsrezepte für das Überleben nutzen sie?“ Das bedrohte Traunsteiner Knabenkraut eigne sich für die Beantwortung dieser Fragen besonders, weil es „alt genug, aber noch nicht zu alt sei“, so Paun. Denn Pflanzen verändern sich im Lauf der Evolution. Manche so sehr, dass molekulare Vorgänge schwer nachweisbar sind.

Die verschiedenen Knabenkrautarten haben einen gemeinsamen genetischen Ursprung, unterscheiden sich aber in Aussehen und Ökologie: Sie sind unterschiedlich gewachsen und leben in verschiedenen Umgebungen von feuchten Wiesen bis zu Moorlandschaften. Wie Pflanzen mit sich ändernden Bedingungen zurechtkommen, untersucht Paun im Projekt, für das er 2013 den Start-Preis des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF erhielt. Es gelang ihm bereits zu zeigen, dass Schwesterarten des Knabenkrauts Gene und Genregulation der verschiedenen Elternteile so kombinieren, dass sie am besten an Umweltbedingungen angepasst sind.

Könnte man auch künstlich Arten entstehen lassen, die dem Klimawandel besser trotzen? Der Forscher bejaht, sieht hier aber eine Grenze: Das solle man der Natur überlassen, der Mensch solle sich nicht zu sehr in die Evolution einmischen. Das gelte auch für Moore, wo Pflanzen durch Trockenlegungen der Lebensraum geraubt wird. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

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