Brontosaurus ist endlich wieder in Amt und Würden

Brontosaurus Illustration von Charles R. Knight
Brontosaurus Illustration von Charles R. Knight(C) Charles R. Knight
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Das Tier, das über 100 Jahre keine eigene Art sein durfte, ist es doch.

Als der U.S. Postal Servive (USPS) 1989 eine Briefmarke herausbrachte, auf der Brontosaurus zu sehen war – der pflanzenfressende Gigant, der inklusive ellenlangem Hals insgesamt 35 Meter maß und vor 165 bis 145 Millionen Jahren lebte –, kam ein Proteststurm ohne Grenzen: Den Brontosaurus gebe es überhaupt nicht, wussten viele Landesbürger, vor allem saurierinteressierte Kinder.

Es gab ihn in der Tat nicht: Im 19. Jahrhundert lieferten sich zwei Fossilienjäger in den USA wahre Gemetzel um Erstgeburtsrechte, sie publizierten sofort, wenn sie irgendetwas ausgegraben hatten. Der eine, Othniel Marsh, fand 1877 ein Riesenskelett, er nannte es Apatosaurus ajax („Apatosaurus“ heißt „trügerische Echse“, „ajax“ kommt vom griechischen Helden), zwei Jahre später hatte er schon wieder einen Giganten gefunden, den nannte er Brontosaurus excelsus (ausgezeichnete Donnerechse). Aber bald kam der Verdacht, dass er sich in der Hitze des Wettbewerbs vertan hatte und in Wahrheit zwei Mal auf die gleiche Art gestoßen war. In so einem Fall hat der Erstfund das Namensrecht: Brontosaurus hieß ab 1903 Apotosaurus excelsus.

Aber jetzt hat Emanuel Tschopp, Paläontologe an der Nova University in Lissabon, für seine Doktorarbeit in jahrelanger Knochenarbeit so viele Knochen gesichtet wie keiner vor ihm: Die Unterschiede zwischen Brontosaurus und Apotosaurus sind, vor allem im Genick, so groß, dass beide doch eigenen Arten zugerechnet müssen bzw. dürfen („PeerJ“ 7.4.). „Ich bin sicher, dass darüber eine Diskussion entbrennen wird“, erklärt Tschopp, „ich hoffe es. Das ist die Art, in der Wissenschaft funktioniert.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2015)

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