Sparkling Science: Den Puls des tektonischen Geschehens fühlen

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HTL-Schüler aus Wien und NÖ unterstützen Geophysiker bei der Erdbebenforschung: Neue Seismografen wurden installiert und bald kann jeder per App seine Bebenwahrnehmung mitteilen.

„Die Schüler sollen live erleben, wo es wackelt“, sagt Ewald Brückl, Geophysiker der TU Wien. Er leitet das vom Wissenschaftsministerium finanzierte Sparkling-Science-Projekt Schools & Quakes, bei dem Jugendliche als Erdbebenforscher tätig sind.

An drei HTL in Wien, Mödling und Wiener Neustadt – alle in der Erdbebenrisikozone des Wiener Beckens über den Semmering bis ins Mürztal – wurden neue seismologische Stationen errichtet. Die Schüler tüftelten an Software und Elektronik der Seismografen mit, die billiger und simpler gebaut sind als die professionellen Geräte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG. „Wir brauchen ein dichtes Netz von Messstationen, um Beben noch genauer zu lokalisieren und um Bruchmechanismen besser zu beschreiben. Und Bauphysiker interessieren vor allem immer genauere Vorhersagen zu möglichen Maximalstärken kommender Beben“, sagt Brückl. Die Schüler sind nun mit mobilen Messgeräten unterwegs, um geeignete Standorte für weitere seismografische Stationen ausfindig zu machen. „Und sie haben die Analyse von Seismogrammen sehr schnell begriffen, um uns Forschern zu helfen.“

Gemeinsam mit der ZAMG soll die Erdbebenbeobachtung durch Laien dieses Jahr noch weiter verstärkt werden. Nicht nur die Schüler aus Wien und Niederösterreich, sondern alle an Geodynamik interessierte Bürger können neue Daten sammeln. Denn in einem Zusatzprojekt aus dem Young-Citizen-Science-Programm des Wissenschaftsministeriums, QuakeWatch Austria, wird jetzt eine Smartphone-App entwickelt: Auf Knopfdruck kann man die eigene Erdbebenwahrnehmung an den Österreichischen Erdbebendienst senden: Wo war man, was hat man gespürt, haben Gegenstände gewackelt?

Die App ist also eine mobile Erweiterung des bestehenden Formulars für Erdbebenberichte auf der ZAMG-Homepage. „Weiters wollen wir 30 preisgünstige Beschleunigungssensoren ankaufen, die man an den PC andockt, und an Interessierte weitergeben: So soll das Netzwerk zur Beobachtung der seismischen Aktivität noch dichter werden“, sagt Brückl. Immerhin ist eine genauere Kenntnis der Erdbebentätigkeit im Bereich des Semmering-Basistunnels für dessen Bau und Betrieb von Bedeutung. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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