Den zukünftigen Arbeitsplatz erforschen

Sparkling Science. Krankenpflegeschüler untersuchen Nachhaltigkeit und palliative Versorgung am Wiener Donauspital. Wer die Bedürfnisse der Patienten gut kennt, kann bewusster mit knappen Ressourcen umgehen.

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das unsere Welt in Zukunft besser machen soll. Pflege für schwer kranke und sterbende Menschen gewinnt in unserer älter werdenden Gesellschaft ebenso an Wichtigkeit. Im Sparkling-Science-Projekt „Sustainable Care“, finanziert vom Wissenschaftsministerium, werden diese Themen verbunden. Katharina Heimerl vom Institut für Palliative Care in Wien erklärt, warum: „Studien zeigen, dass sich Nachhaltigkeit und palliative Versorgung gegenseitig beeinflussen: Wenn man die Bedürfnisse der Patienten besser erforscht, führt das zu einem bewussteren und sparsameren Umgang mit Ressourcen.“

Ein Beispiel ist das Konzept „Total Pain“, bei dem nicht nur die physische Seite von Schmerzen behandelt wird, sondern auch die seelische, soziale und spirituelle. „Ein Gespräch mit Schmerzpatienten kann dazu führen, dass Schmerzen, die zuvor medikamentös nicht in den Griff zu bekommen waren, endlich behandelbar sind. Es werden also durch richtige Dosierungen Ressourcen bei Medikamenten gespart. Nur bei den zeitlichen Ressourcen soll man nicht sparen“, so Heimerl. Die Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Uni Klagenfurt arbeitet schon länger an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Pflege: Dieses Projekt ist das erste, das Fakten und Daten aus dem Alltag im Krankenhaus bringen soll.

Dazu ist die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Donauspital in Wien in die Forschungen eingebunden. Etwa 45 Schüler und Schülerinnen zwischen 17 und 50 Jahren wollen herausfinden, wie der Umgang mit Ressourcen in den verschiedenen Krankenhausstationen verbessert werden kann. Das geht vom Abwägen des Mülls der Wegwerfwindeln auf der Geburtenstation bis zur Analyse des Medikamentenverbrauchs auf der Intensivstation. „Die Schüler lernen ihren zukünftigen Arbeitsplatz in der Rolle des Forschers von einer ganz anderen Seite kennen“, so Heimerl. Einige Schüler wollen auch am „Fliegenden Team“ der palliativen Pflege im Donauspital teilnehmen.

Hier ist nämlich ein wichtiger Ansatz der modernen Versorgung bereits umgesetzt: Dass sterbende Personen nicht auf eine eigene Palliativstation gelegt werden, sondern in allen Stationen bestmöglich behandelt und begleitet werden. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.