Kampf um Spitzenforscher

Wissenschaft. Genetiker Josef Penninger hat ein „fantastisches Angebot“ aus Berlin. Minister Mitterlehner will ihn halten – mit 20 Millionen Euro.

Wien. Er will in der Champions League der Wissenschaft mitspielen. Ob in Wien oder Berlin, sei ihm egal: Der österreichische Molekularbiologe Josef Penninger leitet das Institut für molekulare Biotechnologie (Imba) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien.

Zumindest noch. Denn wie vergangene Woche bekannt wurde, hat das Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin ihm die wissenschaftliche Leitung angeboten. Damit verbunden sei immerhin ein Budget von 90 Millionen Euro – und eine jährliche Steigerung. Ein „fantastisches Angebot“, meint Penninger selbst. Zum Vergleich: Dem Imba stehen derzeit jährlich 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Den Arbeits- und Länderwechsel Penningers will Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) verhindern – und steuert zusammen mit dem Wiener Bürgermeister, Michael Häupl (SPÖ), gegen: Der Bund und die Stadt Wien sollen in den nächsten Jahren laut „Oberösterreichische Nachrichten“ gemeinsam 20 Millionen Euro für das Institut aufbringen.

Nun würden „wie bei solchen Vorgängen üblich“ die Verhandlungsgespräche zwischen Penninger und der Akademie der Wissenschaften beginnen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium gegenüber der „Presse“. Zu einem möglichen Ausgang der Gespräche will man allerdings nichts sagen, „um den entsprechenden Verhandlungen nicht vorzugreifen“. Aber nicht jeder ist mit dieser Geldspritze einverstanden. Kritik kommt etwa von der grünen Wissenschaftssprecherin, Sigrid Maurer: Die Wissenschaftspolitik Mitterlehners sei unsichtbar, außer es gehe um einen Freund. Da könne man schon mal spontan 20 Millionen Euro auftreiben, twittert sie.

Penninger kritisiert Stagnation

Penninger hatte zuletzt öffentlich mit dem Angebot des zur deutschen Helmholtz-Gesellschaft gehörenden Instituts kokettiert – und die mangelnde Aufbruchstimmung und fehlende Unterstützung der heimischen Forschungslandschaft in Österreich kritisiert. Stagnation habe sich im Land breitgemacht. In Deutschland sei genau das Gegenteil der Fall, so der Forscher.

Josef Penninger ist einer der renommiertesten Forscher Österreichs. Erst im Vorjahr hat er mit dem Wittgenstein-Preis den höchstdotierten heimischen Forschungsförderungspreis erhalten (1,5 Millionen Euro).

Kanadischer Karriereschub

Penninger, der im vergangenen September seinen 50.Geburtstag feierte, stammt aus dem oberösterreichischen Gurten. Nach dem Medizinstudium an der Uni Innsbruck promovierte er beim Innsbrucker Pathologen und Altersforscher Georg Wick. Mit einem Erwin-Schrödinger-Stipendium ging Penninger anschließend als Post-Doc an das Ontario Cancer Institute.

In Kanada holte sich der Mediziner den nötigen Schub für seine Karriere: Ab 1994 war er Principal Investigator beim US-Gentechnikkonzern Amgen und gleichzeitig Assistant Professor am Institut für Immunologie und Medizinische Biophysik der University of Toronto, wo er – nach seiner Habilitation 1997 an der Uni Innsbruck – ab 1998 als Associate und später als Full Professor tätig war.

Zwei Mal wird er in Kanada in die Top Ten in der Liste der „Modernsten Wissenschaftler des Jahres“ gewählt. Medien küren ihn zum „Young leader in medicine in Canada“ und reihen ihn unter die „zehn interessantesten Menschen des Jahres 2000“ oder unter die „Top 40 under 40“. 2002 gelingt es der ÖAW, ihn für den Aufbau des Imba zurück nach Österreich zu holen. Bis jetzt zumindest. Dort will man die aktuellen Gespräche nicht näher kommentieren. (gral/rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2015)

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