Genetik lockt mit Mammuts

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Ein Genvergleich mit asiatischen Elefanten zeigt im Detail, wie man sie zu ihren ausgerotteten Verwandten umbauen könnte.

Vor 3600 Jahren wurden die letzten ausgerottet, hoch in Sibirien, seit 20 Jahren will man sie wiedererwecken, die Mammuts. Das begann eher hochtrabend mit der Mammoth Creation Society japanischer Forscher, die Mammutrohmaterial aus dem russischen Permafrost holen wollten, am besten Spermien, die man dann in Elefanten einkreuzen könnte.

Daraus wurde nichts, heute ist man bescheidener: Man will keine ganzen Mammuts bauen – nach der Blaupause ihres Genoms –, man will die nächsten Verwandten zu Mammuts umbauen. Die nächsten Verwandten sind die Indischen Elefanten, in Zellen von ihnen hat George Church (Harvard) 14 nachgebaute Gene von Mammuts eingebaut, sie haben sich in die Genome integriert und sind aktiv geworden. Allerdings hat Church einfach Gene von Mammuts nach- und eingebaut, von denen er vermutete, dass sie beim Überleben im Norden helfen: Gene für dichtes Fell, kleine Ohren, viel Fett unter der Haut. Ob das die richtigen Gene sind, ist unklar, wie weit Church mit dem Mammut ist, auch: Er hat sein Experiment nicht publiziert, sondern der „Sunday Times“ erzählt.

Mehr ins Detail geht Vincent Lynch (University of Chicago), er verglich die Genome von Mammuts und Indischen Elefanten Punkt für Punkt (bioRxi.org, 23. 4.): Sie unterscheiden sich in 1,4 Millionen DNA-„Buchstaben“, die verändern die Sequenz von 1600 Genen (= Genomteilen, die für die Produktion von Proteinen sorgen). Viele davon haben mit Haut und Haaren zu tun, andere mit dem Stoffwechsel und dem Einlagern von Fett, wieder andere mit dem Wahrnehmen der Temperatur.

Norden braucht andere innere Uhr

Dabei spielt etwa TRPV3 mit, es misst Temperatur und schaltet sich in die Entwicklung der Haare ein. Die Mammutvariante reagiert ganz anders als die von Elefanten, das zeigte sich, als beide im Labor in Zellen von Menschen eingebaut wurden. Und dann ist da noch eines, das man im Norden braucht, eine andere innere Uhr. Sie orientiert Körper in der Zeit, sie wird andernorts jeden Tag an der Sonne geeicht, aber im hohen Norden ist es das halbe Jahr hell bzw. finster. Deshalb hatten die Mammuts am Uhren-Gen eine Variante, die der heutiger Rentiere ähnlich ist. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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