Schüler umarmen Bäume in den Tropen

Sparkling Science. Durch Wiederbewaldung in Costa Rica soll der natürliche Regenwald wiederhergestellt werden. Schüler halfen bei der Datenaufnahme und maßen den Baumdurchmesser Dutzender Arten.

Während ganz Österreich zu Ostern über Schnee und Kälte klagte, wurden 24 Wiener Schüler zu der Zeit von tropischer Hitze geplagt. Die 16- bis 17-Jährigen aus dem BRG Krottenbachstraße und dem Wiedner Gymnasium waren auf Exkursion in der Tropenstation La Gamba in Costa Rica, um dort die Wiederbewaldung zu erforschen.

Im Sparkling-Science-Projekt, finanziert vom Wissenschaftsministerium, waren die Jugendlichen im wahrsten Wortsinn „tree huggers“: Mit einem Maßband umfassten sie Baumstämme, um den Durchmesser zu berechnen, mit einem Stock wurde die Höhe der Bäume abgeschätzt. So erfährt man, wie viel Biomasse im Regenwald neu entstanden ist. „Es gibt in Costa Rica seit 2007 das Projekt der Wiederbewaldung vom Verein Regenwald der Österreicher“, erklärt Projektleiter Peter Hietz, Botaniker der Boku Wien. Dazu wurden auf Agrarland außerhalb des Nationalparks Bäume aus 100 tropischen Arten gepflanzt: Sie sollen den Tiefland- und den Bergregenwald verbinden. „Bisher sind die beiden Regenwälder durch landwirtschaftliche Flächen getrennt, sodass die Tiere nicht zwischen den Regionen wandern können. Der neue Korridor soll ermöglichen, dass sich Tierarten besser verteilen.“

Wird es durch den Klimawandel zu trocken oder zu heiß für eine Art, kann sie erst über einen Korridor neue Regionen für ihr Überleben suchen. „Der Grund für das Wiederbewaldungsprojekt ist auch, dass Holz ein guter CO2-Speicher ist: Je mehr Bäume wieder wachsen, umso mehr CO2 wird aus der Atmosphäre gebunden“, sagt Hietz. Er begleitete die Schüler auf diese Exkursion zu Ostern, auch ihm machte die schwüle Hitze stark zu schaffen. „Die Datenaufnahme hat nur am Vormittag nach Sonnenaufgang und am späteren Nachmittag geklappt, dazwischen war es zu heiß im Feld.“

Doch die jugendlichen Forscher haben den Auftrag gut gemeistert: Die Daten werden derzeit an der Boku ausgewertet. „Wir wollen wissen, wie schnell die Bäume wachsen und welches Sonnenlicht sie besser oder schlechter vertragen“, sagt Hietz. So soll für tropische Wiederbewaldungsprojekte klar werden, welche Baumarten man als Pioniere in die pralle Sonne setzt und welche erst, wenn bereits Schatten vorhanden ist. Das soll ein natürliches Artengemisch ermöglichen. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2015)

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