Weltmuseum gibt Maori-Schädel zurück

A Maori warrior welcomes the South African and United Arab Emirates teams onto the field for their Cricket World Cup match in Wellington
A Maori warrior welcomes the South African and United Arab Emirates teams onto the field for their Cricket World Cup match in Wellington(c) REUTERS (ANTHONY PHELPS)
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„Menschliche Überreste“ werden am Mittwoch in einer Zeremonie an das Nationalmuseum von Neuseeland repatriiert.

Wiens ehemaliges Völkerkunde-, jetzt Weltmuseum, lädt morgen, Mittwoch, zur zeremoniellen Übergabe eines tätowierten Maori-Schädels einer Kindermumie, eines Knochengeflechts sowie eines Sargs mit Skelettfragmenten an das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa. Dieses neuseeländische Museum ist seit 2003 von der dortigen Regierung mit der Rückführung „menschlicher Überreste aus Museen, universitären Institutionen und Sammlungen aus aller Welt“ betraut, heißt es in der Aussendung.

2013 ist der Antrag auf Repatriierung der Exponate, die im 19.Jahrhundert von Forschungsreisenden nach Österreich gebracht wurden, gestellt worden: „Wie auch andere internationale Museen folgt das Weltmuseum Wien mit der Übergabe den ethischen Standards der modernen anthropologischen Wissenschaften“, erläutert Weltmuseum-Direktor Steven Engelsman.

Mit der Rückgabe folgt man dem Beispiel vor allem von Museen in Großbritannien, die, ebenfalls auf Antrag des Te Papa Tongawera, aus dem ganzen Land schon koloniales Erbe in seine Heimat entlassen haben. Knochen und Schädel, gleich 138 davon, gab das Natural History Museum 2011 in der bisher umfangreichsten Repatriierung auf den Weg.

Schwieriger ist die Lage, wenn es nicht um Reste von Menschen geht, sondern um Kulturgüter: Darüber läuft eine erregte Debatte zwischen australischen Aborigines und dem British Museum: Das hat gerade die Ausstellung „Indigeneous Australia: Enduring Civilisation“ eröffnet – Schirmherr: Prinz Charles –, aber Vertreter der Aborigines hätten gern die Kulturgüter ihrer Ahnen zurück, die Captain Cook und seine Leute 1770 mitgenommen haben. Das Museum weigert sich, allerdings soll die Ausstellung später im Jahr nach Canberra, möglicherweise kommt dann nicht alles zurück nach Großbritannien. In Österreich hat man schon einmal gesammelte sterbliche Überreste zumindest vor dem Blick der Öffentlichkeit beschützt und 1996 nach heftiger politischer Debatte den „Rassensaal“ des Naturhistorischen Museums ausgeräumt. In ihm war exakt das ausgestellt, was sich Rassenideologen unter diesem Begriff vorstellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2015)

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