Schüler forschen an der Baumgrenze

Sparkling Science. Innsbrucker Botaniker und Dornbirner Schüler bohren wie ein Specht kleine Löcher in Bäume: Sie wollen wissen, wie sich die Zellen mit steigender Höhenlage verändern.

Wer wandern geht, merkt, dass in der Höhe die Luft dünner wird, Bäume immer kleiner werden und ab der Baumgrenze ganz verschwinden. „Es ist lang bekannt, dass Bäume in Höhenlagen schlechter wachsen: Sie haben im Vergleich zu Bäumen im Tal schmälere Jahresringe und bleiben kleiner“, sagt Stefan Mayr vom Institut für Botanik der Uni Innsbruck. Er leitet das Sparkling-Science-Projekt „Woody Woodpecker“ (finanziert vom Wissenschaftsministerium), in dem erforscht wird, wie sich die Holzzellen innerhalb des Baumes verändern, je weiter oben er wächst.

„Obwohl die Holzanatomie ein altes Forschungsgebiet ist, gibt es über die Holzstruktur in verschiedenen Höhenlagen noch keine guten Daten“, sagt Mayr. Sein Team geht mit Schülern des BORG Dornbirn auf die Berge, bei Montafon in Vorarlberg und bei Praxmar in Tirol. Heuer haben sie schon Bohrkerne aus Fichten entnommen. „Es sollen auch Lärchen und Zirben folgen“, so Mayr. Das kleine Loch, das die Bohrung im Baum hinterlässt, stört den Baum nicht mehr als ein Spechtloch – dieses war namensgebend für das „Woodpecker“-Projekt.

„Der Bohrkern hat fünf Millimeter Durchmesser und dringt bis ins Zentrum vor“, so Mayr. In den Proben kann man mit freiem Auge die Jahresringe zählen. Im Labor, das in der Schule eingerichtet wurde, wird mit dem Mikroskop gearbeitet. Ein Bildanalyseprogramm wertet die Zellstruktur der mikroskopischen Schnitte automatisch aus. Damit sollen folgende Fragen beantwortet werden: Sind die Zellen in Höhenlagen kleiner? Haben sie im Tal dickere oder dünnere Zellwände als in der Höhe? Wie verändern sich Zellen, die für den Wassertransport innerhalb des Baumes zuständig sind? Gibt es Unterschiede bei den „Tüpfeln“, also den winzigen Durchlässen zwischen zwei Leitelementen? Unterscheiden sich die untersuchten Arten in den höhenabhängigen Veränderungen der Holzstruktur?

„Für die Schüler und Lehrer ist es spannend, weil sie von Anfang bis Ende mitmachen und Wissenschaft erleben“, so Mayr. Sie gehen mit ins Feld, arbeiten im Labor, werten die Daten am Computer aus und haben am Schluss eine Excel-Tabelle mit vielen Daten, die man erst grafisch darstellen muss, um Aussagen machen zu können. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2015)

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