Hängende Gärten oder Laborfleisch?

Wie sich Treibhausgas effektiv reduzieren ließe.

Die Landwirtschaft im späten 21. Jahrhundert wird sich „dramatisch“ von der heutigen unterscheiden: Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Wilfried Winiwarter, der am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien forscht. Seine Aufgabenstellung: Wie lässt sich die Emission von Treibhausgas verringern? Aktuell wurde evaluiert, welche landwirtschaftlichen Innovationen diesen Zweck erfüllen könnten.

Ein Weltwunder der Antike, die „hängenden Gärten“ am Euphrat, mag die Forscher zur ersten Vision inspiriert haben: Mittels „vertikaler Landwirtschaft“ könnte Ackerbau auf wenig Fläche betrieben werden. Kritisch ist dabei aber die äußerst aufwendige Versorgung der Pflanzen mit Licht und Wasser.

Eine weitere, wenngleich unpopuläre Methode wäre die gentechnische Veränderung von Pflanzen. Die pauschale Skepsis gegenüber der Gentechnik ist aber unangebracht, sagt Winiwarter: Nutzpflanzen würden dann ja dahingehend modifiziert, weniger schädliche Substanzen freizusetzen – anstatt sie wie derzeit gegen Pestizide abzuhärten. Auch im Labor kultiviertes Fleisch oder die sogenannte Präzisionslandwirtschaft (bei der die Bedürfnisse der Pflanzen mittels Sensoren und Drohnen kontrolliert und gezielt erfüllt werden) haben laut Winiwarter Potenzial.

Politik mit Weitblick nötig

Das Ergebnis der Studie: Mit denjenigen Methoden, die derzeit unrealistisch scheinen, ließen sich Treibhausgasemissionen effizient drosseln. Freilich wäre auch ihre Weiterentwicklung aufwendig. Die naheliegenden und teilweise bereits angewandten Methoden hingegen haben einen nur geringen Effekt. Die Forschungsergebnisse werden übrigens auch für die europäische Politik möglichst nutzbar aufbereitet. (APA/trick)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2015)

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