Der Krieg verändert das Aussehen der Stadt

Sparkling Science. Der Erste Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit veränderten das Stadtbild in Wien und Budapest. Schüler und Forscher untersuchen Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Städte.

Die Wiener Secession steht für das Aufbrechen der Kunst in ein neues Zeitalter. Sie ist mit den Namen Gustav Klimt oder Josef Hoffmann verbunden und wurde zu einem Wahrzeichen des Jugendstils. Als im Ersten Weltkrieg Soldaten vor dem Gebäude für Fotos posierten, sahen die Menschen, „dass der Krieg offensichtlich in die Stadt kam“, sagt Marie-Noelle Yazdanpanah vom Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft. Die Historikerin arbeitet gemeinsam mit Schülern an dem vom Wissenschaftsministerium finanzierten Sparkling-Science-Projekt „Metropolis in Transition“.

Schüler und Wissenschaftler vergleichen dabei die beiden Metropolen Wien und Budapest im Zeitraum zwischen 1916 und 1921. Sie wollen zeigen, dass der Krieg und die unmittelbare Nachkriegszeit nicht nur das Stadtbild veränderten, sondern auch die Funktion der Orte innerhalb der Städte: „Im Prater vergnügten sich die Menschen, gleichzeitig gab es aber eine Propagandaausstellung. Teile des Praters wurden als Lazarett und Rot-Kreuz-Sammelstelle genutzt“, sagt Yazdanpanah. Einen ähnlichen Ort gab es in Budapest. Das Stadtwäldchen war Erholungsgebiet, Vergnügungsort, aber auch der Platz für politische Veranstaltungen.

Schüler aus dem Gymnasium der Wiener Haizingergasse und des Budapester Toldy-Ferenc-Gymnasiums suchen sich Themen wie die Nahrungsmittelbeschaffung im Krieg und recherchieren dazu. Die Schüler untersuchen aber auch Gebäude der Macht, wie die Hofburg, das Schloss Schönbrunn, das Parlament in Budapest oder Kultur- und Erholungsorte. Ganze Stadtteile änderten sich durch Migration, wie etwa die Wiener Leopoldstadt durch die jüdische Zuwanderung aus Galizien. „Es geht uns darum, die vielen Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der beiden Monarchiemetropolen herauszuarbeiten“, erklärt Yazdanpanah.

Den Schülern dienen die Akten der Wienbibliothek sowie Karten, Tagebücher, Propagandamaterialien und Fotos als Quelle. Sie sollen Stadtführer und Filme entwerfen. Geplant sind auch eine Ausstellung und eine Homepage. „Im nächsten Jahr kommen die Ungarn nach Wien und die Österreicher nach Budapest“ sagt Yazdanpanah. Sie begeben sich dann mit den Stadtführern der jeweiligen Schulen auf Zeitreise. (por)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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