Landkarte für die Wissenschaftskommunikation

Analyse. Welche Angebote gibt es, um Kinder und Jugendliche für Wissenschaft zu begeistern? Die erste umfassende Bestandsaufnahme zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle. Wer in Wien, Graz oder Linz wohnt, hat weit mehr Auswahl.

Es ist ein buntes Bild, das sich für das gesamte Bundesgebiet zeichnen lässt. „Dass viel passiert, um Kindern und Jugendlichen Wissenschaft zu vermitteln, war bekannt. Nicht aber, wie das Angebot genau aussieht“, sagt Sybille Reidl. Die Soziologin von Joanneum Research hat mit ihrem Team im Auftrag des Rats für Forschungs- und Technologieentwicklung verschiedene Formate genauer betrachtet. Das Ergebnis ist eine erste umfassende Landkarte für die Wissenschaftskommunikation in Österreich.

Es sei klar gewesen, dass es Regionen gibt, in denen mehr oder weniger viel passiert, so Reidl. Was sich jedoch im Laufe der Bestandsaufnahme zeigte, war ein sehr klares Ost-West-Gefälle. „Erwartungsgemäß liegt Wien vorn, gefolgt von Linz und Graz“, heißt es im eben veröffentlichten Bericht. In den westlichen Bundesländern, aber auch insgesamt, konzentrieren sich die Angebote stark auf die Landeshauptstädte, in denen sich auch Unis und Forschungseinrichtungen befinden. Insgesamt wurden 439 Anbieter angeschrieben, 244 antworteten. Allein durch diese wurden insgesamt 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche erreicht.

Vielfältiges Angebot

Der Fokus lag klar auf Naturwissenschaften (82 Prozent) und Technik (64 Prozent). Die Formate waren vielfältig: Einzelne Workshops und Praktika wurden genauso angeboten wie Kinderunis oder Wettbewerbe. Auch Veranstaltungen in Museen oder die Lange Nacht der Forschung richteten sich stark an ein junges Publikum. Als vorrangiges Ziel gaben 56 Prozent an, Interesse wecken zu wollen. 21 Prozent der Angebote wollten die Kinder dazu motivieren, selbst zu forschen. Nur drei Prozent wollten unterhalten.

Im Osten gibt es mehr interaktive Angebote, insbesondere in Niederösterreich und der Steiermark. Dieser Anteil nimmt nach Westen hin ab. Dort dauern die Angebote auch kürzer. Eine Bewertung der Angebote wurde nicht vorgenommen. Das wäre ein nächster Schritt, sagt Studienautorin Reidl. Sie sieht das Ergebnis als „Momentaufnahme“, auf die man aufbauen könne.

Ob es eine so bunte Palette an Angeboten braucht? Das sei letztendlich eine politische Entscheidung. Reidl findet die große Vielfalt aber wichtig: Auch die Bedürfnisse und Vorlieben der Kinder seien bunt gemischt. Wolle man Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Interessen ansprechen, brauche es eben auch eine breite Palette an Angeboten, um sie zu erreichen.

Um Interessierten, etwa auch Lehrern als Multiplikatoren, einen Überblick über das breite Angebot zu bieten, wird aber ein zentrales Abfragewerkzeug angeregt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)

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