Alternativen zur Tequilaproduktion in Mexiko

(c) Bloomberg (Susana Gonzalez)
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Ein interaktives Online-Werkzeug soll „Entscheidungen für eine bessere Zukunft“ leichter machen: etwa, welche Pflanzen mexikanische Bauern anbauen sollen. Die Software wurde an der Uni Klagenfurt entwickelt.

Für viele Cocktail-Fans ist Tequila eine unverzichtbare Zutat. Im mexikanischen Bundesstaat Jalisco wird seit Jahrhunderten die blaue Agave angebaut, aus der Tequila gebrannt wird. Bis eine Agave geerntet werden kann, vergehen ungefähr acht Jahre. Sie benötigt viel Wasser und viel Kunstdünger. Doch Wasser ist in Mexiko knapp, Dünger laugt Böden aus. Mit Hilfe eines interaktiven Online-Tools sollen nun mexikanische Bauern erkennen, welche Alternativen zu Agaven für sie sinnvoll wären. Die Alternativen könnten Biodiversität ermöglichen und so vielleicht dem Klimawandel entgegenwirken.

In dem EU-Projekt „Robin“ wurden die sozial-ökologischen Folgen einer reduzierten Biodiversität für den Klimawandel in Süd- und Mittelamerika untersucht. Arten- und Sortenreichtum in Natur und Landwirtschaft und die Vielfalt an Naturräumen könnten die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessern. Um eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, müssen viele Interessengruppen an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Das zeigte sich bei Workshops, die Forscher mit spanischen und einheimischen Agroökonomen in Mexiko begleitet haben. Simron J. Singh, Humanökologe, die Ethnologin Barbara Smetschka und der Forstwirt Nelson Grima (alle vom Institut für Soziale Ökologie am Wiener Standort der Uni Klagenfurt) befragten Bauern und Bäuerinnen zu ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen.

Hilfe für lokale Bevölkerung

Gemeinsam entwickelten sie ökologische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Entscheidungskriterien für die Nutzung des Landes. Diese konnten mit dem interaktiven Tool gewichtet werden.

Als Kriterium galt etwa, wie viel Arbeit eingesetzt werden muss oder wie es am ehesten möglich ist, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. Oder auch, welches Einkommen die Bauern erzielen und wie sie Investitionen möglichst gering halten. Parallel dazu wurden Optionen formuliert, ob die Bauern lieber Mais anbauen, den Wald aufforsten oder Weideland schaffen wollen. Die Kriterien und Optionen sollen die sinnvollste Entscheidung für die Interessengruppen ermöglichen. Daran kann auch die Politik der Regierung gemessen werden. Außerdem könnte so das UN-Aufforstungsprogramm Redd+ zielgerichtet eingesetzt werden.

Die Klagenfurter Software OPTamos (Options for Participatory Transformation and Management of Sustainable Land Use) soll eine gute Entscheidungshilfe bieten, um entwicklungs- und klimapolitische Programme sinnvoll zu gestalten.

„Wenn Redd+ aufgelegt wird, sollte dies die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Menschen einbeziehen, die das Land für Land- und Forstwirtschaft nutzen. Dies hilft der Bevölkerung und gewährleistet die Umsetzung der Programme im Sinne des Klimaschutzes“, erklärt Barbara Smetschka. „Nur wenn die Programme von der Bevölkerung angenommen werden, erfüllen sie ihren klimapolitischen Zweck.“

Im konkreten Fall stellte sich heraus, dass die befragten indigenen Mexikaner Schwierigkeiten hatten, Subventionen für ihre Region zu beantragen. In den Workshops wurden Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Kooperationen, Planung, Umsetzbarkeit und Antragstellung von Redd+-Förderungen beschäftigen. Dies könne zu einer zweiten Modellregion für das UN-Aufforstungsprogramm Redd+ in der Gegend von Cuitzmala, Jalisco, führen, sagt Smetschka.

Lexikon

Redd+ ist ein Konzept der UN-Klimarahmenkonvention, mit dem der Schutz von Wäldern finanziell attraktiv gemacht wird. Da Wälder wichtige Kohlenstoffspeicher sind, sollen monetäre Anreize gesetzt werden für den Erhalt von Waldflächen und für Aufforstungen, vor allem in Entwicklungsländern. Die jeweilige Bevölkerung soll in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, was mit dem neuen Online-Tool einfach geht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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