Bei der Weltmeisterschaft der Roboter live dabei

(c) APA (Markus Leodolter)
  • Drucken

Die TU Graz veranstaltete diese Woche den RoboCup 2009, bei dem intelligente, autonome Roboter aus der ganzen Welt Fußball spielen: auf zwei Beinen, auf Rädern oder virtuell am Monitor.

Tor!“ Jubel brandet auf in der Grazer Stadthalle. Die Zuseher am Rand des Spielfelds applaudieren. Nur die Spieler bleiben ausdruckslos und begeben sich auf dem kürzesten Weg zurück zur Anfangsposition – es sind keine Menschen, sondern Roboter. In Graz regiert an diesem Wochenende König Fußball. Etwa 400 Arbeitsgruppen aus aller Welt mit insgesamt 2000 Robotern sind zum diesjährigen RoboCup in Graz gekommen, zur weltweit größten Robotik-Veranstaltung. Es klingt wie das Thema eines neuen Hollywoodfilms, doch beim RoboCup ist es Realität: Roboter spielen ein Fußballturnier. Die Regeln sind die der Fifa, außer dem Fehlen der Abseitsregel, dem kleineren Spielfeld und kürzeren Halbzeiten.

„Wichtig ist, dass die Roboter völlig autonom sind“, erklärt Manuela Veloso, Präsidentin der RoboCup-Federation. Sie müssen selbstständig den Ball und ihre Mitspieler erkennen, die Situation analysieren und den Ball ins Tor befördern. Nur die Anweisungen des Schiedsrichters erhalten sie über WLAN.

Es gibt fünf verschiedene Fußballligen, von einer Humanoid-League, für menschenähnliche Roboter, über eine Standard-Platform-League, in der ein einheitliches Robotermodell verwendet wird und es nur um die Programmierung geht, hin zu einer Simulation-League, die überhaupt nur virtuell zwischen Programmen ausgetragen wird. Wird hier also öffentliches Geld für den spielerischen Zeitvertreib von Forschern oder für eine reine Promotionveranstaltung verheizt?

„Die angewandten Techniken sind über das Fußballspiel hinaus verwendbar“, erklärt Gottfried Amtmann von der Knapp AG, einem der Sponsoren des Events. So dient der Sport als Schule fürs wirkliche Leben. Man erwartet sich davon einen Entwicklungsschub bei Maschinen, die von außen nicht wie Roboter aussehen. Die große Halle des Messezentrums, in der sonst Konzerte oder Sportveranstaltungen stattfinden, wird dafür zum Schmelztiegel für Hochtechnologie.

Beim RoboCup wird allerdings nicht nur Fußball gespielt. Es gibt auch Wettbewerbe für Haushalts- und Rettungsroboter. Letztere sind besonders interessant für Einsätze, die für Menschen zu gefährlich sind, und wurden dafür auch in der Vergangenheit bereits genutzt. „Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal fliegende Roboter dabei“, erklärt Gerald Steinbauer vom Institut für Softwaretechnologie der TU Graz und zeigt auf ein großes Netz, das einen Teil der Halle abtrennt. Solche Flugroboter können etwa bei Bränden in hohen Gebäuden, bei Explosionsgefahr oder in verseuchtem Umfeld die Lage erkunden, wenn das für Menschen zu riskant wäre. Um die technischen Möglichkeiten auch im Ernstfall nutzen zu können, ist Bewusstseinsbildung bei den Einsatzkräften selbst nötig. Deshalb gibt es Einführungen und Kurse für Ersthelfer, bei denen sie die Handhabung der Flug- und Rettungsroboter ausprobieren und üben können.

Serviceroboter sind ein weniger ernstes, aber ebenso interessantes Gebiet der Robotik. In einer nachgebauten Wohnung müssen Haushaltsroboter ihre Alltagstauglichkeit beweisen. Die Anforderungen sind dabei andere als bei den Rettungsrobotern: Die Interaktion mit dem Menschen, also menschenähnliche Form und Sprache, sind wichtig.


Jugend und Roboter. Besonders spannend ist der große Bereich, der für die Jugend reserviert ist: „Hier sehen Sie die Zukunft“, meint Steinbauer beim RoboCupJunior. Im Hintergrund mustert ein asiatisches Mädchen mit Zöpfen streng seinen kleinen, fahrbaren Roboter, der sich den Weg durch einen Hindernisparcours sucht. Wie für die Erwachsenen gibt es für die Jugend eine Fußball- und eine Rescue-Liga, nach vereinfachten Regeln. Außerdem gibt es für sie noch eine Dance-League. Dabei lassen die angereisten Jugendlichen ihre Roboter tanzen, nach selbst programmierter Choreografie und mit selbst gebastelten Bühnenbildern.

Auch der Grazer Bürgermeister Nagl bewies Vertrauen in die Robotik: Gemeinsam mit Landesrätin Edlinger-Ploder und TU-Rektor Sünkel wurde er mit einem VW-Passat zur Eröffnungsveranstaltung chauffiert – der Fahrersitz blieb dabei frei: Drei Laserscanner erfassen die Umgebung in 200 Meter Umkreis. Die Orientierung passiert über GPS. Gerade an diesem Beispiel merkt man: Was in den Achtzigern Science-Fiction war, etwa in der Kultserie „Knight Rider“, nähert sich über 20 Jahre später der Realisierung.

Dieses Jahr wurde die Straße dafür noch gesperrt. Nächstes Jahr, wenn die Veranstaltung nach Singapur weiterzieht, wird vielleicht auch das nicht mehr nötig sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.