Bildung und Job bestimmen Lebensdauer

Auch in entwickelten Ländern klafft eine Schere.

Wie stark Beruf, Einkommen und Bildungsstand die Lebenserwartung beeinflussen, zeigen Wissenschaftler des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) aktuell am Beispiel Deutschlands. Die Schere zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen, hohem und niedrigem Bildungsstatus bzw. Einkommen sei „unerwartet groß“, schreiben sie in dem Magazin „Demographische Forschung“.

Den Daten der Forscher zufolge variiert die Lebenserwartung von 40-jährigen Männern in Deutschland zwischen Personen mit niedriger und hoher Bildung im Schnitt um 6,3 Jahre, zwischen dem niedrigsten und höchsten Einkommen durchschnittlich um 5,7 Jahre und zwischen den verschiedenen Beschäftigungskategorien – also etwa Arbeiter, Angestellter etc. – um 4,2 Jahre.

Lehrer leben länger

Die deutlichsten Unterschiede zeigen sich bei den verschiedenen Berufsgruppen: Während ein Bergarbeiter im Alter von 40 Jahren durchschnittlich noch 26 Jahre zu leben hat, dürfen Lehrer, Dozenten oder Sozialarbeiter mit 41 weiteren Lebensjahren rechnen. Letztere werden damit im Schnitt 15 Jahre älter als die Bergarbeiter. Solche erheblichen Unterschiede in der Lebenserwartung kenne man sonst nur, wenn sehr verschiedene Lebensbedingungen, etwa in Industrie- und Entwicklungsländern, verglichen werden, so Marc Luy vom Institut für Demographie. Bei Frauen seien die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen und beim Beschäftigungsstatus zwar geringer, aber statistisch nachweisbar.

In einem weiteren Fachjournal verweisen die Wissenschaftler darauf, dass die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen den verschiedenen Bildungsstufen in benachbarten Ländern wie Österreich ähnlich seien dürften. (APA/gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2016)

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