Signal von Aliens oder nur Rauschen im All?

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Zeiss-Gro�planetariums(c) APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene
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Ein russisches Radioteleskop hat etwas erlauscht, was eher nicht von anderer Intelligenz stammt.

Als dem Astrophysiker Jerry Ehlman am 15. August 1977 am Radioteleskop Big Ear der Ohio State ein Signal aus der Richtung des Sternbilds des Schützen vor Augen kam, sagte er „Wow!“ und schrieb es auch auf den Zettel mit den Daten: Es sah so aus, als habe es keine natürliche Ursache, sondern sei der erste Hinweis auf außerirdische Intelligenz. Anderntags füllte das „Wow!“ die Schlagzeilen in aller Welt.

Seitdem wartet man vergeblich, obgleich das Projekt SETI – Search for extraterrestrial intelligence – mit immer größeren Ohren ins All lauscht. Um so überraschender, dass am 15. Mai 2015 kein Ton aus dem Kaukasus drang, als das dortige Radioteleskop Ratan-600 ein ungewöhnliches Signal auffing: Es kam aus 95 Lichtjahren Entfernung, vom Stern HD1645951D im Bild des Herkules, er ist etwas kleiner als die Sonne, (mindestens) einen Planeten hat er auch.

Aber die Sensation kam erst jetzt und eher durch Zufall an den Tag: Ein italienischer Astrophysiker, Claudio Maccone (Turin), hatte vom Fund auf einer Tagung in Moskau erfahren und davon einem ZS- Science-Fiction-Schreiber, Paul Gilster, berichtet. Nun war es in der Welt, und gegenüber dem „Guardian“ wurde Maccone auch ein wenig konkret: „Die Kraft des Signals ist nicht untypisch für Zivilisationen vom Typ I“, das sind solche mit einem ähnlichen Stand, wie wir ihn haben.

Große Skepsis bei SETI

Aber die Kundigen winken ab, vor allem SETI tut es, nicht nur aus Verärgerung über die späte Information: „Könnte es ein ET sein?“, fragt etwa Seth Shostak: „Natürlich. Aber Ratan-600 hat keinerlei spektrale Auflösung.“ Es lauscht auf einem sehr breiten Frequenzbereich (und beobachtet damit vor allem die Sonne). Zudem tauchte das Signal nur ein einziges Mal auf, so etwas erlebt SETI oft, trotzdem hat es sein Teleskop in Mountain View, Kalifornien, seit ein paar Tagen auf den Stern gerichtet, bisher kam nichts.

Es wird auch kaum etwas kommen. Ein Signal aus solcher Entfernung brauchte enorm viel Energie, die halbe Leistung aller irdischen Kraftwerke, schon wenn es direkt gen Erde gerichtet wäre. Warum sollte es? Wäre es nach allen Seiten abgestrahlt worden, wäre mehr Energie erforderlich gewesen, als die des Sonnenlichts, das die Erde erreicht. Was war es dann? Vielleicht ein Pulsar – ein rasch rotierender Stern –, vielleicht Hintergrundrauschen, vielleicht ein Messfehler. Was das „Wow!“ auslöste, ist bis heute nicht klar. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2016)

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