Was Hunde sich alles merken können

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Ungarische Forscher schließen aus einem Experiment, dass Hunde über episodisches Gedächtnis verfügen.

Wir Menschen behalten nicht nur diverse Fakten im Kopf (Wie heiße ich? Wo liegt Oberlaa? Wann hat meine Tochter Geburtstag?), sondern auch Erlebnisse. Jenes nennt man das semantische Gedächtnis, dieses das episodische. Dass höhere Tiere über ein semantisches Gedächtnis verfügen – auch wenn es bei ihnen nicht in Gestalt von Worten fixiert ist – scheint plausibel. Aber haben sie auch ein episodisches Gedächtnis?

Das ist schwer zu erforschen, schließlich kann man auch das klügste Tier nicht dazu bringen, dass es Schwänke aus seinem Leben erzählt. Ungarische Forscher um Claudia Fugazza haben nun eine Methode entwickelt, es dennoch zu untersuchen, naheliegenderweise an einem Tier, das sich von uns bereitwillig trainieren lässt: dem Hund. Diesfalls trainierten sie Hunde zuerst darauf, auf den Satz „Do it!“ hin nachzuahmen, was ihr Trainer tut, also zum Beispiel auf einen Sessel zu klettern, wenn dieser auf einen Sessel geklettert ist. Dann folgte ein zweites Training: Die Hunde lernten, sich auf den Befehl „Lie down!“ niederzulegen, nachdem ihr Trainer eine Handlung vollführt hatte, egal welche. Wenn sie auch das zur Genüge beherrschten, wurden sie überrascht – mit dem von der ersten Trainingsphase geläufigen Befehl „Do it!“, also der Aufforderung zur Imitation.

„Do it!“ statt „Lie down!“

Sie befolgten sie tatsächlich, obwohl sie die Aufforderung „Do it!“ nicht erwartet hatten, sich vielmehr spontan, offensichtlich das „Lie down!“ erwartend, niederlegten. Und zwar imitierten sie die Handlung des Trainers eine Minute, nachdem der sie vorgeführt hatte, und auch, wenn auch weniger zuverlässig, eine Stunde danach. Daraus folgern die Forscher, dass sich die Hunde die Handlungen des Trainers von sich aus episodisch einprägen und nicht nur für eine Belohnung nachahmen.
„Das zeigt, dass episodisches Gedächtnis nicht einzigartig ist und dass es sich nicht nur in Primaten entwickelt hat“, sagt Fugazza. Sie will weiterhin diese Art von Gedächtnis an Hunden erforschen, „vor allem, weil diese Tierart den evolutionären und entwicklungsmäßigen Vorteil hat, in menschlichen sozialen Gruppen zu leben“. Schön, dass einmal eine Biologin zugibt, dass Tiere auch etwas davon haben, dass sie mit Menschen leben. Wir werden es uns merken. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2016)

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