Vögel mit Migrationshintergrund

Vogelzug
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Daten des Vogelzugs zeigen erste Auswirkungen des Klimawandels. Das Nahrungsangebot ändert sich so, dass manche Arten hierbleiben.

Im Herbst sammeln sich die Stare am Himmel, die Störche haben das Burgenland verlassen, die Kiebitze sind noch hier. Bis Anfang Dezember bleiben diese „Kurzstreckenzieher“ oft. So bezeichnet man Vogelarten, die bis in den Mittelmeerraum oder nach Westeuropa ziehen. Etwa 50 der 420 heimischen Vogelarten gehören dazu, auch Feldlerche und Hausrotschwanz. Kiebitze ziehen meist bis Südfrankreich, Spanien oder Portugal und kommen früh wieder zurück – Mitte Februar.

Jetzt, im Oktober, stattete eine andere große Gruppe dem südlichen Österreich einen Besuch ab: Die Deutsche Ornithologische Gesellschaft tagte in Pörtschach am Wörthersee. Erstmals seit 1996 fanden sich die Forscher wieder in Österreich ein, um Experten sprechen zu lassen und interessierte Laien zu informieren. So berichtet die Vogelschutzorganisation BirdLife, dass nicht die Temperaturunterschiede der Hauptgrund für den Vogelzug seien, sondern den Vögeln vielmehr das Nahrungsangebot im Winter zu knapp werde. Neben den Kurzstreckenziehern fliegen auch 67 Langstreckenzieher wie Weißstorch, Rauchschwalbe und Mauersegler aus Österreich weg. Sie legen jedes Jahr weite Strecken zurück und überwintern beispielsweise in Afrika, südlich der Sahara.


Stand- und Strichvögel. Generell ist das Wandern durchaus des Vogels Lust: Ungefähr 75 Prozent aller Arten sind Zugvögel. Zu ihnen zählen auch die „Teilzieher“, deren Population nur teilweise saisonal entfliegt. In Österreich sind das Gartenvögel wie die Amsel, das Rotkehlchen oder der Buchfink.

Doch auch innerhalb des Landes wechseln einige Vogelarten ihren Lebensmittelpunkt mit dem Lauf der Jahreszeiten: So ziehen viele Finken im Winter vom Gebirge ins Tal. Der Ornithologe nennt diese Arten „Strichvögel“, da sie im eigenen Landstrich etwas wärmere Regionen suchen.

Wer hierbleibt, ist ein „Standvogel“ und überwintert – wie viele Spechte und Kleiber – im Brutgebiet. Der Präsident der Deutschen Ornithologen, Franz Bairlein warnt jedenfalls: „Der Vogelzug, wie wir ihn kennen, ist im Wandel. Der Klimawandel ist in der Vogelwelt bereits deutlich spürbar.“ So bemerken die Forscher bei vielen Arten frühere Brutzeiten und spätere Abflüge ins Winterquartier. Manche Arten bleiben überhaupt hier, da das Nahrungsangebot ausreicht. Wo aber Winterquartiere in Afrika zur Wüste werden, haben es etwa Mauersegler und Teichrohrsänger schwer. „Große Gefahr liegt für die Vögel auch am Zugweg durch illegale Jagd oder ausgeräumte Landschaften, die keine Rast- und Nahrungsplätze mehr bieten“, sagt Gerhard Loupal, Präsident von BirdLife Österreich. Ein positives Zeichen kommt gerade aus Italien (bekannt für illegalen Vogelfang), wo der Durchzug an niedrigen Alpenpässen nun für die Forschung genutzt wird: Mehr als 300.000 Vögel (170 Arten) wurden beringt und liefern Daten über Route und Gefahren der Tiere. Österreich hinkt in der großflächigen Vogelzugerforschung noch nach.

Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Institut für vergleichende Verhaltensforschung der ÖAW bemängelt, „dass Österreich noch über keine Vogelwarte verfügt“. Nur durch solche Einrichtungen zum Schutz und zur Überwachung des Wildvogelbestandes könnte man zu einer Datenlagen kommen, die den Schutz der Vogelwelt in Zeiten des Klimawandels erleichtert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2009)

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