Nasa-Forscher schlagen eine Änderung der Definition von Planeten vor. Kommt sie je, gibt es bei uns gleich 110 neue.
Für die Griechen war am Himmel alles ganz einfach: Da gab es Fixsterne und Umherirrende, planetes, ins Deutsche gingen sie als Wandelsterne ein. Aber nicht alles, was da wandelt oder umherirrt, ist ein Planet, das bekam Pluto zu spüren: Auf einer Tagung der International Astronomical Union (IAU) im August 2006 in Prag wurde er nach harten Debatten in einer Kampfabstimmung – 237 zu 157 – entthront. Zum Trost schuf man eine neue Population am Himmel, die der Zwergplaneten, Pluto bekam die Nummer 134340, aber er war der Erste, inzwischen sind es fünf, alle in seiner Region unterwegs.
Der Jubel der einen Seite war groß, der Verdruss der anderen auch, vor allem bei Nasa-Forschern, die mit der Sonde New Horizons zu tun hatten, sie war im Frühjahr 2006 zum Planeten Pluto gestartet – und wen interessierte schon ein Zwergplanet? Die Bilder, die die Sonde 2015 schickte, beeindruckten denn doch.
Nun haben Mitglieder der New-Horizons-Crew einen neuen Vorstoß zur Rehabilitierung Plutos unternommen: Entthront wurde er, weil in Prag eine Planetendefinition beschlossen wurde: Er muss (a) eine Bahn um einen Stern ziehen, (b) etwa kugelförmig sein, (c) seine eigene Bahn „putzen“, von anderen Himmelskörpern frei schaffen. (a) und (b) erfüllt Pluto, (c) nicht. Aber das tun andere auch nicht. In Jupiters Bahn etwa laufen auch andere Trümmer, Trojaner.
Deshalb schlagen die Nasa-Forscher eine Definition vor, die sich nicht an Bahnen etc. orientiert, sondern an inneren Eigenschaften: Planet soll alles sein, was kugelförmig ist und kein Stern, also keine Kernfusion betreibt/betrieben hat. Damit wäre Pluto wieder da, und nicht nur er: Es gäbe etwa 110 neue Planeten in unserem System, noch gar nicht mitgerechnet der mysteriöse „Planet neun“, den man vermutet und der seiner Entdeckung harrt. (jl)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2017)