Große Alligatoren rufen tiefer

Resonanzen im Mundraum sind dabei tonangebend.

Wenn Wissenschaftler die Stimme eines Alligators mit Helium höher machen, ist das kein Jux. Forscher um Tecumseh Fitch der Uni Wien zeigten so, welche Anteile der Tierstimmen die Grundfrequenz sind, also von Stimmbändern und Gewebe produziert, und welche Resonanzen sind, die im Vokaltrakt entstehen. Helium verändert nicht das Gewebe: Die Grundfrequenz bleibt gleich.

Doch die Stimme klingt höher, weil die Resonanzfrequenzen in Rachen und Mund nach oben verschoben werden. Die Forscher wollten nun wissen, ob bestimmte Rufe, „Bellows“, die Körpergröße von Mississippi-Alligatoren vermitteln: Ein tiefer Sound würde heißen „Ich bin groß“, ein hoher auf einen kleineren Alligator hindeuten.

„Durch die Helium-Studie wussten wir, welche Anteile zur Grundfrequenz gehören und welche zu den Resonanzen, die von der Länge des Vokaltraktes abhängen“, sagt Stephan Reber, der mit Judith Janisch drei Monate in einem Alligatoren-Zoo in Florida forschte. Anfangs mussten sie lernen, die 43 Tiere im Gehege zu unterscheiden, an Merkmalen wie schiefen Zähnen oder großen Augen. Damit bei jeder Aufnahme klar war, von wem der Ruf stammte.

Größere haben mehr Erfolg

Die Grundfrequenz der Stimmbänder korrelierte nicht mit der Körpergröße der Tiere. Doch die Resonanz, die im Mund- und Rachenraum entsteht, war stark von der Körpergröße abhängig. Sowohl bei Weibchen als auch bei Männchen klangen die „Bellow“-Rufe tiefer, je größer das Tier war.

Die Publikation in „Scientific Reports“ zeigt erstmals für Reptilien, dass es die Resonanzen sind, die anderen mitteilen, ob man groß oder klein ist. „Wir vermuten, dass sich größere Alligatoren auch größere Partnerinnen suchen, da diese mehr Eier legen können.“ (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2017)

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