Quantenkistel im freien Fall getestet

Verschränkung von Lichtteilchen übersteht Belastungen.

Albert Einstein verstand nicht alles im Universum und nannte ein Quanten-Phänomen „spukhafte Fernwirkung“: die Verschränkung zweier Teilchen, die sich weit weg voneinander identisch verhalten. Das wäre, als ob Sie in einem Raum einen Würfel werfen, und ein zweiter Würfel in einem anderen Raum zeigt stets dieselbe Punktezahl.

Einstein formulierte hingegen die Relativitätstheorie, basierend auf völlig anderen Konzepten. Physiker meinen, dass man die Welt nur verstehen werde, wenn man Quanten- und Relativitätstheorie vereint.

Da das bisher nicht gelungen ist, sucht man Hinweise für den Übergang zwischen den beiden Theorien. Einen solchen fanden nun Forscher am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit den Unis Wien und Queensland, Australien, am Beispiel von Lichtteilchen (Photonen) – publiziert in „Nature Communications“.

30-fache Erdbeschleunigung

Sie steckten in eine Box, so groß wie zwei Bierkisten, eine Quelle für verschränkte Photonenpaare, dazu Detektoren für die Messung deren Polarisation, Batterie, Computer etc. Dieses robuste Quantenkistel ließen sie an der TU Dresden aus zwölf Meter Höhe auf Matratzen fallen, um den Zustand der Schwerelosigkeit zu erreichen. In Ranshofen, Oberösterreich, konnte das Quantenexperiment in einer Materialzentrifuge aus dem Flugzeugbau die 30-fache Erdbeschleunigung erreichen (mindestens fünf Mal stärker als in einer Achterbahn).

Die Messungen der Lichtteilchen wurden per WLAN übertragen. Ergebnis: Die Verschränkung hält diese Belastungen aus, die in der Relativitätstheorie relevant sind. Das ist wichtig, um Quantenexperimente im Weltall interpretieren zu können. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2017)

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