Wie lange dauert es noch bis zum Designer-Baby?

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Eingriffe ins Genom von Embryos hat es in China schon gegeben, nun hat man es auch in den USA gewagt.

Seit Tagen kocht das Gerücht, der erste Schritt zum Designer-Baby – einem Menschen, dem erwünschte Gene ein- oder unerwünschte ausgebaut werden – sei getan. Das stand in der MIT Technology Review und bezog sich auf Experimente, die Shoukhrat Mitalipov (Oregon Health & Science University) unternommen, aber noch nicht publiziert hatte, irgendjemand hatte Details ausgeplaudert, daraus wurde die Schlagzeile „First Human Embryos Edited in U. S.“: Mit „Edited“ bezeichnet man Genveränderungen mit der Methode Crispr, die es erlaubt, punktgenau in Genome einzugreifen und Stücke herauszuschneiden oder einzufügen.

Dieses neue Werkzeug der Gentechnik hat blitzschnell Karriere gemacht, auch in menschliche Embryos haben Forscher damit schon eingegriffen, drei Mal, in China. Nun auch in den USA, Mitalipovs Publikation ist da (Nature 2. 8.), sie klärt zunächst, was die Gerüchteköche nicht wussten:, worum es überhaupt geht: Um eine Erbkrankheit, in der die Mutation in einem Gen (MYBPC3) zum Herztod durch hypertrophe Kardiomyopathie führen kann, jeder 500. Mensch trägt dieses Risiko in sich. Und kann es an seine Kinder weitergeben.

Erhöhte Präzision

Kommen diese durch In-vitro-Fertilisation zustande, kann man mit Genanalysen testen, ob sie die Mutation haben, so ging Mitalipov auch vor: Er befruchtete gesunde Eizellen mit krankem Sperma, gleich nach der Verschmelzung reparierte er mit Crispr (zur Entwicklung kamen die Embryos nicht). Hundertprozentig funktionierte es nicht, aber zwei Probleme, die die chinesischen Forscher hatten, konnte Mitalipov lösen: Das eine liegt darin, dass die Schere in allen Zellen schneiden muss, sonst entsteht ein Mosaik aus reparierten und nicht reparierten. Das zweite ist gegenläufig: Die Schere darf nur am erwünschten Ort schneiden. Beides gelang.

Die Ethik hinkt hinterher: Der Eingriff ist einer in die Keimbahn – die Genveränderung wird vererbt –, das war bisher tabu. Es ist in vielen Ländern verboten, und Henry Greely, Bioethiker an der Stanford University, hat nach Aufkommen des Gerüchts im Scientific American beruhigt: Bis zur Anwendung der Technik werde es noch lange Jahre dauern. Aber: „Eine irrsinnig waghalsige Person“ könne es auch jetzt schon versuchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2017)

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