Mensch ändert Evolution der Bären

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Die Jagd beeinflusst die Lebensweise der Braunbären im Norden.

Braunbären können 30 Jahre alt werden, aber in Gebieten mit aktiver Jagd werden sie im Durchschnitt nur fünf Jahre alt. Das zeigt eine groß angelegte Studie, die seit über 30 Jahren die Lebensgeschichte von 900 Exemplaren dieser Wildtiere in Skandinavien verfolgt: Von der Geburt bis zum Tod werden die Tiere mittels Sendern wissenschaftlich begleitet und ihr Einfluss auf die Flora und Fauna der Umgebung erkundet. Von den etwa 3000 Bären, die in Schweden leben, werden jährlich circa zehn Prozent gejagt.

Der Kärntner Wildbiologe Andreas Zedrosser, der in Norwegen und Wien forscht, ist an dem Scandinavian Brown Bear Project beteiligt und erklärt: „Der Mensch ist zum Hauptfaktor für die Evolution der Bären geworden.“ Einerseits beginnen Bären meist erst im Alter von fünf Jahren mit der Fortpflanzung. D. h., viele werden gar nicht alt genug, um eigene Nachkommen zu zeugen.

Gegen natürliche Selektion

Andererseits verschiebt die Jagd auch die genetische Fitness der Population: Denn Bären im Familienverband dürfen nicht geschossen werden. Eine genetisch gut ausgestattete Bärenmutter begleitet ihre Jungen aber nur etwa zwei Jahre.
Kleinere, weniger gut ausgestattete Mütter bleiben länger bei ihrem Nachwuchs, um diesem bessere Überlebenschancen zu gewähren. Die genetisch fitten Bärenweibchen können also früher erlegt werden als die weniger fitten, was der natürlichen Selektion vollkommen widerspricht: Durch sie sollten die genetisch fitten Bären älter werden und mehr Nachkommen zeugen. Diese künstliche Selektion auf genetisch weniger angepasste Tiere könnte zum Problem werden, wenn sich die Population durch Klimawandel oder andere Umstände auf neue Bedingungen einstellen muss. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2017)

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