Archäologie: Des Kaisers Kolonisten

Archaeologie Kaisers Kolonisten
Archaeologie Kaisers Kolonisten(c) AP (Sergey Ponomarev)
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Forscher haben eine der sagenhaften Großtaten von Qin Shihuangdi bestätigt. 221 v. Chr. legte er von Xianyang aus die Basis des Reichs - er annektierte die Region des Langya-Gebirges.

So „entzückt“ vom Langya-Gebirge sei er gewesen, dass er drei Monate dort Quartier gemacht habe, er, Qin Shihuangdi, der erste Kaiser von China. 221 v. Chr. legte er von Xianyang aus die Basis des Reichs, 219 v. Chr. setzte er 1000 Kilometer weiter im Osten, an der Küste der Provinz Shandong, den Schlussstein, er annektierte die Region des Langya-Gebirges. Die entzückte ihn vor allem geopolitisch und ökonomisch, sie hatte Eisen und Salz.

Aber sie war unsicheres Terrain, Qin Shihuangdi ließ es sichern, mit den ihm vertrauten Mitteln, Gewalt und Infrastruktur (Straßen, Verwaltung, Schrift). Und er setzte eine gewaltige Umsiedlung in Gang: 150.000 Siedler lockte er an, mit dem Versprechen einer zwölfjährigen Befreiung von Steuern und Arbeit für das Gemeinwohl.

So steht es in den Büchern, vor allem im Shiji von Sima Qian, einem offiziellen Hofhistoriker. Aber stimmt es auch? Geschichte wird von den Siegern geschrieben, und wenige waren um ihren Nachruhm so besorgt wie Qin Shihuangdi, der die Terrakotta-Armee zur Begleitung mit in den Tod nahm. Die Alltagsarbeit der Archäologen ist prosaischer, seit 1996 rekonstruiert ein amerikanisch-chinesisches Team um Gary Feinman (Field Museum, Chicago) die Siedlungsgeschichte, vor allem die bei der Stadt Langyatai („doppelte Jadeplattform“), man vermutet, dass der Kaiser dort Quartier machte.

120.000 bis 170.000 Siedler

Dutzende von Quadratkilometern haben die Forscher umgewühlt, nicht nach Schätzen, sondern nach Siedlungsspuren: Hausmauern, Tonscherben etc. Die zeigen, dass die Region um 5300 v.Chr. besiedelt wurde, dünn, um 3000 v.Chr. wurde es dichter, es gab eine hierarchisch organisierte Gesellschaft. Es folgten unruhige Zeiten, Ausdünnung. Und dann kam tatsächlich der „große Fußabdruck des Kaisers“ (Feinman): Dann kamen die Siedler. Auf 24 Quadratkilometern wurde es dicht wie nie zuvor, dort lebten zwischen 120.000 und 170.000 Menschen (Pnas, 22.2.).

Das Areal fanden die Forscher erst in der letzten Grabungssaison, in der unwiderruflich letzten: Die neuen Völkerwanderungen in China überbauen die Spuren der alten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2010)

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