Ephesos: Es gab ein letztes Kapitel

Österreichische Forscher: Die Stadt wurde im 7. Jh. nicht verlassen.

Die „Siedlungslücke“ in Ephesos war nur eine „Forschungslücke“, sagt Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts. Bisher dachte man, dass die kleinasiatische Metropole im siebten Jahrhundert von ihren Bewohnern verlassen wurde. Diese hätten sich rund um die Johannesbasilika im nur zwei Kilometer entfernten Ayasoluk (heute Selçuk) angesiedelt, dort seien sie später von den türkischen Seldschuken verdrängt worden.

Die österreichischen Archäologen schließen nun unter anderem aus der Neudatierung von Münzen und Keramik: Ephesos erlebte im siebten Jahrhundert zwar eine schwere Krise (Erdbeben? Angriffe von Persern oder Arabern?), archäologisch bezeugt durch Brandschichten; die byzantinischen Griechen christlicher Religion blieben aber – und lebten in Koexistenz mit den Seldschuken im benachbarten Ayasoluk. Allerdings entstanden in Ephesos weder Moscheen noch türkische Bäder, auch türkische Brettspiele wurden nur in Ayasoluk gefunden. Beide Städte aber betrieben während des gesamten Mittelalters intensiven Handel mit Venedig und Genua.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2010)

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