"Hubble": Himmelsauge wird 20

Hubble Himmelsauge wird
Hubble Himmelsauge wird(c) AP (Nasa)
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Das Weltraumteleskop „Hubble“ liefert immer spektakulärere Bilder. Ganz echt sind sie nicht. Seit 24. April 1990 kreist das Teleskop in 575 Kilometer Entfernung um die Erde.

Wild geht es zu im 7500 Lichtjahre entfernten Carina-Nebel, in dem Gas und Staub durcheinanderschießen und reihenweise neue Sterne geboren werden. Das Bild ist „Hubble“ gelungen, die Nasa feiert damit den Geburtstag ihres Veteranen, der seit 24. April 1990 in 575 Kilometer Entfernung um die Erde kreist und dessen Sehkraft mit dem Alter immer stärker wird.

Das ist nicht weiter erstaunlich, fünf Mal wurde seine Optik – von Space-Shuttles aus – nachgebessert. Erstaunlich ist eher, dass es „Hubble“ überhaupt gibt. Zwar hat der Astronom Lyman Spitzer schon 1946 vorgeschlagen, ein Teleskop im Weltraum zu platzieren, um störende Einflüsse der Erdatmosphäre auszuschalten. Damals konnte man noch gar nichts ins All schießen, und als die US-Akademie der Wissenschaften 1962 ein Raumteleskop empfahl, waren die Widerstände groß, viele hätten das Geld lieber in erdbasierte Teleskope investiert gesehen.

1983 war es entschieden, das „Space Telescope Science Institute“ wurde gegründet, „Huble“ gebaut, 13,3 Meter lang, zwölf Tonnen schwer, 1986 sollte es seine Mission aufnehmen, das verzögerte sich – durch das Desaster der Raumfähre Challenger –, und als es endlich am Himmel war, war sein Blick so trübe und seine Empfindlichkeit gegen den Sonnenwind so hoch, dass es Spötter „Techno-Truthahn“ nannten.

Dann wurde es durch die Nachrüstungen zum Adler und warf tiefere Blicke in Raum und Zeit als jedes Teleskop zuvor. „Hubble ist nach Galileos erstem Teleskop das wichtigste in der Geschichte“, urteilt in Naturenews (22.4.) Astronomin Sandra Faber (UC Santa Cruz). Das stützt sich vor allem auf die Erkundung von Schwarzen Löchern und Supernovae, anhand derer Hubble zeigte, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.

Augenschmaus aus dem Computer

Noch drei Jahre soll es leben, noch viele schöne Bilder soll es bringen, Fachleuten wie Laien. Allerdings ist arrangiert, was Letztere vor die Augen bekommen: Bilder wie das zum Geburtstag gibt es nicht im Original, sie werden am Computer komponiert, aus Hubble-Bildern im sichtbaren und infraroten Bereich. Vielleicht kam Mario Livia vom Space Telescope Science Institute deshalb nicht mit der Idee durch, das Bild „Eagle Nebula on Steroid“ zu nennen (Science News, 22.4.). Weltraumdoping am Computer? Die Nasa nannte das Bild lieber „Mystic Mountain“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2010)

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