Archäologie: Das älteste Gastmahl

In einer Höhle in Israel wurden Reste eines Festes gefunden, das vor 12.000 Jahren stattgefunden hat. In derselben Höhle hatten dieselben Forscherinnen schon vor zwei Jahren einen aufregenden Fund gemacht.


71 Schildkröten und drei Auerochsen: Das - und wohl noch mehr - wurde bei einem Festmahl serviert, das vor 12.000 Jahren in Galiläa stattfand. Die Archäologinnen Natalie Munro (University of Connecticut) und Leore Grosman (Hebrew University, Jerusalem) haben die Spuren dieses großen Fressens gefunden: in der Höhle von Hilazon Tachtit, die im Natufien - das war eine Jäger-und-Sammler-Kultur in der Levante, die knapp vor der Sesshaftigkeit, also vor der Einführung der Landwirtschaft, stand - für Bestattungen diente.


In derselben Höhle hatten dieselben Forscherinnen schon vor zwei Jahren einen aufregenden Fund gemacht: die Reste einer in einem Einzelgrab bestatteten Frau, die sie als Schamanin interpretierten - aufgrund der reichen Grabbeigaben (u. a. Marderschädel, Adlerflügel und ein menschlicher Fuß) sowie aus Verformungen der Knochen, aus denen sie eine Gehbehinderung lasen.


Das Fest, an dem mindestens 35 Menschen teilnahmen, die Auerochsen und Schildkröten - natürlich gekocht - aßen, sei offenbar ein Leichenschmaus für diese wichtige Frau gewesen, meinen Munro und Grosman. Sie haben neben dem Hohlraum, der ihr Grab barg, einen künstlich errichteten zweiten Hohlraum gefunden: Dort, spekulieren sie, wurden die Überreste des „heiligen" Mahls gelagert. In dessen Vorbereitung hätten die Menschen offensichtlich viel Energie gesteckt (Pnas, 30. 8.).

Schritt zur Sesshaftwerdung


Ob man dieser Interpretation folgen will oder nicht: Der Fund stellt das bisher älteste Zeugnis eines Festmahls dar. Er beweist, was man intuitiv ohnehin angenommen hätte: dass Menschen sich schon vor der agrikulturellen Revolution zu Festmählern versammelt haben. Munro sieht Feste (die freilich noch ohne Alkohol stattfanden) sogar als wichtigen Schritt zur Sesshaftwerdung - und als wichtige Institution in einem Kulturraum, in dem die Bevölkerungsdichte schnell wuchs: „Die Leute kamen miteinander viel in Kontakt, und das kann Spannungen erzeugen. Früher konnten sie einfach woanders hinziehen, wenn sie Probleme mit den Nachbarn hatten. Nun dienten diese öffentlichen Ereignisse als gemeinschaftsstiftende Erlebnisse, die Spannungen abbauten und soziale Beziehungen stabilisierten."

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