Wieso die Wikinger aus Grönland verschwanden

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Symbolbild(c) EPA (SIGI TISCHLER)
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Seit Erik der Rote 984 n. Chr. nach Grönland gekommen war, lebten dort Wikinger. Ihre Zeit war bald vorbei. Das Klima spielte eine wesentliche Rolle für den Niedergang der Kolonien. Und zwar schon ab 1100 n. Chr.

Die steinerne Kirche von Hvalsey erinnert an sie: Seit Erik der Rote 984 n. Chr. nach Grönland gekommen war, lebten dort Wikinger, hielten Kühe, Schweine und Schafe, jagten Robben. Doch Anfang des 15. Jahrhunderts war ihre Zeit vorbei: Ihre Siedlungen (die „westliche“ und die „östliche“) verfielen, die Inuit lebten wieder allein auf der Insel. Der Niedergang der Wikinger war schnell und grausam: Aus Tierknochen kann man lesen, dass die Bewohner verhungerten, zuletzt aßen sie ihre Hunde. Warum sie auch in der größten Not keinen Fisch aßen? Jared Diamond, der ihnen in seinem Buch „Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen“ zwei Kapitel widmete, meint, es könnte ein Tabu gewesen sein, das durch eine Fischvergiftung entstanden sei.
Aber wieso gingen die Kolonien überhaupt zugrunde? Diamond nannte fünf Faktoren: Klimaveränderungen, die Eingriffe der Wikinger in ihre Umwelt, Abnahme der freundlichen Beziehungen zu Norwegen, Zunahme der unfreundlichen Kontakte zu den Inuit sowie ihre „konservative Grundeinstellung“ (die ihnen z. B. den Umstieg auf Fisch nicht gestattete).
Wie wichtig der erste Faktor, das kälter werdende Klima, war, belegen Messungen von Forschern um William D'Andrea (Brown University): Sie untersuchten das Eis aus zwei Seen in der Nähe der „westlichen Siedlung“ (PNAS, 30. 5.). Daraus liest man, dass die Wikinger in einer relativ milden Periode (ähnlich dem heutigen Klima) ankamen. Ab 1100 n. Chr. sanken die Temperaturen in nur 80 Jahren um vier Grad Celsius. Vor allem die kürzeren Sommer, so D'Andrea, machten den Wikingern zu schaffen. Und Anfang des 15. Jahrhunderts gab ihnen die Kleine Eiszeit den Rest. tk

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