Infarkt: Hoffnung auf Selbstheilung des Herzens

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Britische Ärzte haben an Mäusen Herzstammzellen so aktivieren können, dass sie Muskelschäden partiell reparierten. Auch bei Erwachsenen gibt es diese Zellen noch, im Epikard, der äußeren Schicht der Herzwand.

Bei einem Herzinfarkt werden Herzmuskelzellen irreparabel geschädigt, die Pumpleistung bleibt eingeschränkt, deshalb leiden auch Überlebende ihr restliches Leben lang. Erste Hoffnung kommt nun von britischen Ärzten um Paul Riley (University College London): Sie haben – an Mäusen – die Selbstheilungskraft des Herzens aktiviert. Im Herzgewebe gibt es Stammzellen, aus ihnen bildet sich bei Embryos das gesamte Herz – Muskeln, Gefäße etc. –, und auch bei Erwachsenen gibt es diese Zellen noch, im Epikard, der äußeren Schicht der Herzwand. Aber diese Vorläuferzellen aller Herzzellen – Epicard Derived Cells (EPDC) – sind bei Erwachsenen nicht mehr aktiv, sie „schlafen“. Nun haben die Briten sie geweckt, mit einem Peptid, Thymosin beta-4, das spritzten sie Mäusen vorsorglich, dann initiierten sie einen Infarkt, dann spritzten sie noch einmal.

Und bei den Mäusen, die vorbereitende Spritzen erhalten hatten, wanderten EPDC vom Epikard an die durch den Infarkt geschädigte Region und differenzierten sich dort in Muskelzellen, die sich in den Verband der anderen einreihten und im Takt schlugen (Nature, 8.6.). Letzteres war bei bisherigen Experimenten mit Herzzellen, die aus embryonalen Stammzellen gezogen wurden, nicht gelungen. Die schon teilweise spezialisierten Herzvorläuferzellen funktionieren besser. Allerdings war ihre Zahl zu gering, um alle Schäden zu ersetzen. Die Forscher hoffen auf effizientere Aktivierung – und auf ferne Hilfe für Menschen, Riley denkt bei Patienten mit hohem Infarktrisiko an die vorbeugende Einnahme eines Medikaments. Das wird nicht einfach: Thymosin beta-4 gibt es nicht als Tablette, es muss gespritzt werden. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2011)

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