So gut schützen Schürzen vor Röntgen

Thomas Pichler vom LKH Innsbruck testete Messverfahren für die Schutzwirkung von Strahlenschutzkleidung: Neue Materialien bedürfen neuer Messmethoden.

Wer kennt nicht die schweren Bleischürzen zum Schutz vor Röntgenstrahlen? Patienten kommen nur bei ihren eigenen Röntgenaufnahmen damit in Kontakt: Radiologen sind aber täglich auf den richtigen Schutz vor radioaktiver Strahlung angewiesen. Thomas Pichler vom Institut für medizinischen Strahlenschutz am LKH Innsbruck hat seine Dissertation über die Sicherheit der Strahlenschutzkleidung geschrieben (Betreuer: Oswald Ennemoser, Med-Uni Innsbruck, und Thomas Schöpf, Tilak). „Seit einigen Jahren wird nicht nur Blei verwendet, sondern es wird mit neuen Materialien gemischt oder durch sie ersetzt. Erstens ist Blei in der Produktion giftig, andererseits sind die neuen Materialien leichter: Was nützt die beste Strahlenschutzschürze, wenn sie keiner trägt, weil sie zu schwer ist?“, sagt Pichler. Nun sind aber die bisherigen Messverfahren, die die Abschwächung der Röntgenstrahlung bestimmen, stark mit dem Material Blei verknüpft. „Die Dosismessungen wurde in einiger Entfernung von der Schürze durchgeführt, was aber die Fluoreszenzstrahlung nicht berücksichtigt“, erklärt Pichler. Beim Absorbieren der Röntgenstrahlung wird nämlich ein geringer Teil als niederenergetische Fluoreszenzstrahlung abgegeben. „Die neuen Materialien, die Wolfram, Barium oder Zinn enthalten, geben mehr Fluoreszenzstrahlung ab als Blei.“

Das Messverfahren nach der alten Regelung führte daher zu leicht verfälschten Werten bei Schürzen aus neuartigem Material. „Wir haben bei der Entwicklung eines neues Messverfahrens mitgearbeitet und bestätigt, dass dieses auch die Fluoreszenzstrahlung erfasst. Dadurch lässt sich die Schutzwirkung der neuen Strahlenschutzschürzen genauer bestimmen.“ Gemessen wurde mit elektronischen Dosismessgeräten, aber auch mit Dosimeterkristallen am „Alderson-Rando-Phantom“: ein Dummy aus einem menschlichen Skelett, bei dem der Oberkörper wie bei einem Menschen nachgebaut wurde: „Dort kann man die Strahlung, die bis zu den Organen reicht, messen.“ Schlussendlich wendete Pichler sein Wissen direkt im LKH Innsbruck an und testete die dortige Strahlenschutzkleidung: „Die Schürzen aus Bleioxidationsgummi können spröde und brüchig werden. Wir haben neben dem konventionellen Durchleuchten Methoden gesucht, mit denen man nachweisen kann, ob alle Kriterien der Sicherheit erfüllt sind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.