Wort der Woche

Im Biotop Stadt tummeln sich immer mehr Insektenarten. In Wien gibt es beispielsweise 137Tagfalter-Arten, auch Futter und Behausungen für Wildbienen nehmen zu.

Begriffe der WissenschaftBei all der Aufmerksamkeit, die Bienen heuer schon zuteil wurde, ging es doch meist um jene Insekten, die auf offenem Feld in freier Natur Pollen und Nektar sammeln. Doch so wie die Menschen immer mehr in Städte ziehen, erobert auch die Insektenwelt das Biotop Stadt. Nicht nur dass auf den Dächern der Staatsoper, des Burgtheaters und in vielen privaten Gärten Bienenstöcke stehen – auch die Vielfalt der „Wildbienen“ nimmt in Metropolen zu. Außer der Honigbiene sind noch 650 andere Bienenarten in Österreich beheimatet.

Nur die Honigbiene bildet mehrjährige Staaten und ist als Honigproduzent offensichtlich von Nutzen. Doch auch die einjährigen Kolonien von Hummeln und die Nester von „solitären“ Bienen sind enorm nützlich. Die Bienen, fleißig unterwegs, um für ihren Nachwuchs Futter zu sammeln, bestäuben Pflanzen aller Art. Bei Gurken, Tomaten, Erdbeeren, Kürbis und vielen anderen Nutzpflanzen ist belegt, dass die Bestäubung durch Bienen zu mehr Ertrag führt, als wenn „nur“ der Wind den Pollen von Blüte zu Blüte trägt. Aber nicht nur dieser Hintergedanke treibt Hobbygärtner an, ein wohliges Heim für Insekten zu schaffen: Auch der Sinn für Biodiversität (Artenvielfalt) erreicht die Köpfe der Städter. So „schwärmt“ z.B. der Diskonter Hofer heuer für Bienen: Die dort angebotenen „Bienenhotels“ waren am ersten Tag in fast allen Filialen ausverkauft. In den hölzernen Häuschen finden verschiedene Mauer-, Pelz-, Furchen- und Blattschneiderbienen artgerechte Löcher und Röhrchen, in die sie ihre Eier legen können.

Auch spezielle Samenmischungen, die eigens auf die Nahrungswünsche von Bienen abgestimmt sind, locken Bestäuber an, darunter auch wunderschöne Schmetterlinge. Über diese hat soeben die „Österreichische Gesellschaft für Entomofaunistik“ einen beeindruckenden Bildband herausgebracht (mit Unterstützung der Wiener Umweltschutz- und Kulturabteilung). „Insekten in Wien: Tagfalter“ (349 Seiten, 29 Euro, Ögef) zeigt nicht nur den Lebenslauf und Steckbrief der 137 in Wien gefundenen Schmetterlingsarten (64 Prozent der heimischen 215 Tagfalterarten), sondern bereitet auch Daten von über 100.000 beobachteten Individuen als Verbreitungskarten und Flugzeitdiagramme anschaulich auf. Zielgruppe dieses (nicht gerade handlichen) Schmetterlingsführers sind nicht nur Insektenfreunde, sondern auch jene, die „noch gar nicht wissen, dass sie Interesse an der belebten Natur haben“, wie es Ögef-Präsident Erhard Christian (Zoologe, Boku Wien) im Vorwort ausdrückt. Je nach Erfolg dieses Werks sind weitere Bände der „Insekten in Wien“-Serie angedacht.

veronika.schmidt@diepresse.com diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2013)

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