Emoticons und Emojis

Kleine Symbole in elektronischen Nachrichten, die sogenannten Emoticons und Emojis, haben sich als universelle Sprache im Internet etabliert - als Ergänzung zum Verbalen.

Briefschreiben ist out. Dennoch wurde niemals zuvor so viel schriftlich kommuniziert wie heute – und zwar per SMS, Facebook, Twitter und Co. Mit dem Medium verändert sich auch die Sprache. Nicht nur, dass vielfach klein geschrieben wird, dass sich wilde Abkürzungen etabliert haben und Satzkonstruktionen bisweilen abenteuerlich anmuten; auch der Zeichenvorrat, aus dem man schöpfen kann, hat sich verändert: Zu Buchstaben und Satzzeichen sind viele weitere Zeichen dazugekommen.

Die bekanntesten sind sicherlich die Smileys, stilisierte Gesichter, die aus Satzzeichen zusammengestellt – etwa :-) oder ;-) – oder als Grafiken dargestellt werden. Das klassische lachende Smiley – ☺ – wurde schon in vorelektronischen Zeiten erfunden (1963 vom US-Werbegrafiker Harvey Ball), wurde durch Computer populär (erstmals verwendet vom US-Forscher Scott Fahlman 1982) und durch Smartphones allgegenwärtig: Smileys sind heute die weltweit meistbenutzten Ideogramme.

Unter dem Überbegriff „Emoticons“, einem Kofferwort aus „Emotion“ und „Icon“, gibt es zahllose solche Zeichen, mit denen in Kurztexten Gefühlslagen wie Freude, Erstaunen oder Ärger ausgedrückt werden. Seit einigen Jahren wird diese neue Zeichensprache noch reicher: Ausgehend von Japan entstanden hunderte Emojis– z. B. Wettersymbole, Nahrungsmittel, Autos, Tiersymbole oder Herzchen. Welche Zeichen aus diesem Vorrat häufig benutzt werden, ändert sich ständig, zudem hat jede Gruppe ihre eigenen Vorlieben.

Allerdings gibt es bei der Nutzung von Emoticons und Emojis auch Gemeinsamkeiten, wie slowenische Forscher nun gezeigt haben. Sie haben 1,6 Millionen Twitter-Meldungen aus 13 europäischen Sprachen analysiert – Weltsprachen wie Englisch oder Spanisch, aber auch „kleinere“ Sprachen wie Bulgarisch oder Albanisch (Plos One, 7. 12.). Die Informatiker haben z. B. herausgefunden, dass Emojis Zeichen der Freude sind: Tweets mit positiver Gefühlslage werden häufiger mit ihnen versehen als negative oder neutrale Nachrichten.

Und: Bei den Emojis handelt es sich offenbar um eine Ausdrucksweise, die unabhängig von der Muttersprache funktioniert: Die Hitliste der meistbenutzten Zeichen differiert von Land zu Land kaum. Emoticons und Emojis seien, so die Forscher, zur „universellen Parasprache des Internet“ geworden – zu einer Ergänzung der verbalen Ausdrucksweise also, wie es bei gesprochener Sprache etwa der Tonfall oder die Betonung sind.


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2015)

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