Damals schrieb Flaues Geschäft allerorten

Wien, 1. Oktober 1864. Wochenbericht über den Stand der Gewerbe in Wien. Die Lage der Geschäftswelt scheint unverrückbar in den lang andauernden ungünstigen Verhältnissen verbleiben zu wollen, und verschlechtert sich dieselbe theilweise noch. Die im Handelsstande und in der Gewerbewelt zahlreich vorkommenden Zahlungseinstellungen lasten mit doppeltem Druck auf die Credit- und Geldverhältnisse der Industriellen; die Conjunktion ist gering, und eine gefundene Geschäftsthätigkeit besteht nur in einigen Artikeln.

In Modegeschäften hat sich die Nachfrage nicht verbessert, ist sogar in Abnahme. Herrenschneider sind beschäftigt, bei den Damenschneidern ist jedoch der Verkehr gering; Schuhmacher, Hutmacher finden Arbeit; Färber sind gut beschäftigt. Bei den Baumwollwebern und Posamentierern geht es flau. Der Betrieb der Baugewerbe wird mit vorrückender Jahreszeit immer schwächer, und sind auch Vorbereitungen für die nächste Bausaison, welche oft schon im Herbste gemacht werden, gering, daher auch für das künftige Frühjahr eine bedeutende Bauthätigkeit nicht anzuhoffen ist. Es werden demnach nur die auszuführenden amtlichen Bauten für die Gewerbetreibenden maßgebend sein. Maurer, Steinmetze, Bauschlosser, Bautischler und Hafner sind schlecht beschäftigt. Bei Sattlern, Riemern, Bindern, Hufschmieden geht es flau; Drechsler sind gut beschäftigt und ist der Pfeifenexport befriedigend. Der Detailverkauf liege sehr danieder. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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