Damals schrieb Der Brand in Admont

6. Mai 1865. Am 27. April, Nachmittags 4½ Uhr, brach in Admont in einemWirthschaftsgebäude Feuer aus, welches bei dem heftigen Winde so rasch um sich griff, daß im Verlaufe einer halben Stunde der größte Theil des Marktes, die Stiftskirche und das großartige Stift selbst in Flammen stand. Mit äußerster Anstrengung konnte das Feuer auf den oberen Theil des Marktes beschränkt werden. Den Bewohnern war es kaum möglich, auch nur das Werthvollste von ihrer Habe in Sicherheit zu bringen. Viele retteten nur das nackte Leben. Sechs Personen kamen in den Flammen um, darunter der bekannte Buchbinder Stocker, bei dem sonst die Admont besuchenden Touristen einzukehren pflegten.

Der Schaden beläuft sich auf mehr alseine Million Gulden, denn es sind nicht nur zwanzig Gebäude samt den Kirchen und dem Stifte gänzlich niedergebrannt, sondern es ist auch der größte Theil der inneren Einrichtungen und Fahrnisse, der Vorräthe, des sonstigen beweglichen Eigenthums der Bewohner, auch bares Geld, vernichtet worden; es gingen die Schätze zugrunde, welche sich in der Kirche und im Stifte befanden, so die Altäre, die Glocken, die berühmte Orgel, das meisterhafte Uhrwerk u.s.f. Nur die Bibliothek wurde unter bedeutenden Anstrengungen und großen Gefahren gerettet. Die Verluste sind ungeheuer, zumal die Gebäude theils gar nicht, theils unzureichend versichert waren. Die Noth ist groß, denn es sind auch die Wohlhabenderen Bettler geworden. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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