Was ich lese

Regisseurin, lehrt an der Universität für Angewandte Kunst

[ Foto: Archiv ]

Manchmal gibt es diese glücklichen Momente, in denen man einer vergessenen Leidenschaft wiederbegegnet und ihr von Neuem verfällt. Suchtfaktor inbegriffen. Man kann das Verhängnis förmlich riechen. Dann ergibt eins das andere, und man steckt wieder drin. Und wenn diese Leidenschaft weit zurückreicht, bis in die Kindheit sogar, dann erwischt dich ein Stück ganz persönlicher Zeitgeschichte. Nach all diesen Jahren der Distanz.

Auf einmal ist die Erinnerung da, wie bei den Proust'schen Madeleines. Genau da komme ich mit meinem Asterix. Dabei habe ich Asterix bei den Pikten (Egmont Ehapa Verlag) nicht einmal selbst gekauft, sondern von meiner Schwester geschenkt bekommen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich darauf gestürzt hätte. Aber als ich damit zu Ende war, begann ich von vorne. Und als ich es nochmals gelesen hatte, wollte ich am liebsten die ganze Serie von der ersten Folge an wiederlesen.

Blöderweise verwahrt meine Schwester unsere alte Sammlung, wohnt 671 Kilometer weit weg und ist furchtbar heikel, die Hefte zu verleihen. Es war leichtsinnig von mir, ihr die Sammlung zu überlassen. Es gibt eine Menge Lektüre, auf die ich mich freue – aber nur wenig, deren Abwesenheit mir zu schaffen macht.

Und da gehört der Asterix dazu.

Der Proust weniger.

Vielleicht könnte ich ihn bei meiner Schwester gegen die Comics eintauschen. Gerade freue ich mich darauf, in Jonathan Franzens Roman Freiheit weiterzulesen. Und die Theaterstücke Theresia Walsers (beide Rowohlt Verlag) haben es mir angetan. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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