Was ich lese: Heidemarie Dobner

Lesen heißt für mich Inspiration, lernen, neugierig werden, sich an der Sprache freuen. Ich liebe das Stöbern in Buchhandlungen, am liebsten in einem Museum.

Lesen heißt für mich Inspiration, lernen, neugierig werden, sich an der Sprache freuen. Ich liebe das Stöbern in Buchhandlungen, am liebsten in einem Museum. In Berlin, in der Nationalgalerie Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, zog mich die Ausstellung „Black Mountain“ so in ihren Bann, dass ich nicht nur mit dem Katalog nach Hause fuhr, sondern auch mit: Blasphemische Gedanken– Islam und Moderne von Slavoj Žižek (Ullstein Verlag), den ich für einen der wichtigsten Philosophen unserer Zeit halte. Er stellt nach dem Gemetzel in der Redaktion von „Charlie Hebdo“ die Frage, woher der Hass der Islamisten gegen den Westen rührt.

Der Katalog Black Mountain (Spector Books) erzählt die unglaubliche Geschichte eines Colleges, in dem bildende Kunst, Architektur, Musik, Mathematik, Tanz, Theater, Literatur auf unverwechselbare Weise vermittelt und gelebt wurden. Was wir heute an Bildungsdebatten und revolutionären Ideen präsentieren, wurde in diesem Experiment von 1933 bis 1957 auf höchstem Niveau gelebt. Ernst Krenek, Merce Cunningham, John Cage, Josef und Anni Albers, Albert Einstein waren die Lehrer. Ein Lehrbuch der Pädagogik, wie es besser nicht sein könnte.

Ein ganz anderes Lehrbuch der Geschichte ist der Ausstellungskatalog von Astrid Schmetterling, Charlotte Salomon 1917–1943 (Jüdischer Verlag): die berührende Geschichte einer jungen jüdischen Frau, die durch den Tod ihrer Mutter früh erwachsen wird. Sie findet nach Flucht, Verlustgefühlen und Verzweiflung im Exil zu einer unverwechselbaren Zeichensprache, mit der sie all ihre Freude und Trauer zum Ausdruck bringt. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

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