Was ich lese

Dramaturgin, Kuratorin und Intendantin des Wiener Theaters brut.

Was ich lese, ist stark von meiner beruflichen Tätigkeit geprägt. Das war bereits so, als ich leitende Dramaturgin beim Steirischen Herbst in Graz war; mit der Übernahme der künstlerischen Leitung von brut Wien, der Spielstätte für performative Künste am Karlsplatz, hat sich daran nichts geändert – ich verbringe viel Zeit damit, Konzepte von Künstlerinnen und Künstlern zu lesen.

Darüber hinaus beschäftige ich mich mit theoretischen Auseinandersetzungen zu Performance, Tanz und Theater. Schon länger interessiert mich das Politische im Theater. Einen ausgezeichneten Überblick dazu liefert Not just a mirror – Looking for the political theatre of today, eine eben erschienene Anthologie. Herausgegeben hat sie der deutsche Kurator Florian Malzacher (Alexander Verlag, Berlin), einst ein Kollege beim Steirischen Herbst. Das Buch kombiniert Essays, theoretische Abhandlungen, Künstlergespräche und Porträts von zeitgenössischen politischen Theatermachern. Die Beiträge beschreiben das Theater als einen Ort, an dem politische und gesellschaftliche Prozesse wie auch Utopien neu konzipiert, erprobt und durchexerziert werden können.

Hervorheben möchte ich den Beitrag über die Moskauer Prozesse des Theatermachers Milo Rau (in dem Band „Die Züricher Prozesse“, Verbrecher Verlag Verlag, Berlin) der einen Schauprozess gegen Kunstschaffende in Russland auf die Bühne brachte – hochinteressant. Auch am Beispiel der russischen Theatergruppe teatr.doc, die in ihrem Heimatland derzeit Repressionen ausgesetzt ist, wird deutlich, dass Theater eine ernst zu nehmende oppositionelle Stimme ist. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2015)

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