Welches Korea ist Heimat?

Heimat: Projektionsfläche für Ideale und Ideologien. Anna Kim, österreichische Schriftstellerin mit koreanischen Wurzeln
Heimat: Projektionsfläche für Ideale und Ideologien. Anna Kim, österreichische Schriftstellerin mit koreanischen WurzelnClemens Fabry / Die Presse
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„Die große Heimkehr“: Anna Kim lässt die bei deutschen Adoptiveltern aufgewachsene Hanna nach Südkorea reisen – auf der Suche nach Spuren ihrer Herkunft. Doch was sie findet, „fühlt sich nicht nach Heimat an“.

In ihrem vierten Roman erzählt Anna Kim von gesellschaftspolitischen Idealen im geteilten Korea und dem Erfordernis von Mehrdeutigkeit, wenn wir etwas über die Wirklichkeit erfahren wollen. Der Titel von Anna Kims neuem Roman, „Die große Heimkehr“, lässt auf den ersten Blick vermuten, Heimkehr und Heimat wären unzweideutige Konzepte. Hat man ihre letzten Romane gelesen, weiß man freilich, so einfach kann sie nicht sein, die Sache mit der Heimat: „Die gefrorene Zeit“ (2008) handelt vom Leben mit und nach dem Kosovo-Krieg, „Anatomie einer Nacht“ (2012) von den Folgen der Kolonialisierung Grönlands. Anna Kims neuer Roman zeigt nun Menschen im geteilten Korea und ihre Suche nach Möglichkeiten eines richtigen Lebens im falschen. Heimat, so lesen wir, ist eine komplexe Angelegenheit, ist nicht zuletzt Sehnsuchtsort und Projektionsfläche für Ideale und Ideologien.

Die Ich-Erzählerin, Hanna, wuchs als Kind südkoreanischer Eltern in Deutschland bei deutschen Adoptiveltern auf und reist als Erwachsene nach Südkorea, um dort etwas von ihrer eigenen Geschichte zu finden. Doch bald nach ihrer Ankunft ist sie „enttäuscht davon, dass es sich nicht wie Heimat anfühlt“. Ein Übersetzungsauftrag führt sie zu Yunho, einem 78-jährigen Koreaner, der ihr seine Lebensgeschichte erzählt, so die knapp gehaltene Rahmenhandlung des Romans.

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