„Die Sache in die Länge ziehen“

Mit ihrer detailreich recherchierten Publikation „Von Opfern, Tätern und jenen dazwischen“ legt die Politologin Barbara Serloth eine ernüchternde Analyse der politischen und gesellschaftlichen Grundlagen der Zweiten Republik vor.

Die Wir-Gemeinschaft der „echten“ Österreicherinnen und Österreicher – das war auch nach 1945 jene katholische Mehrheit der „Durchschnittsbürger“, die das NS-Regime aktiv oder passiv mitgetragen hatten. Inländer mit jüdischen Wurzeln waren und sind bis heute oft nicht mitgemeint. Das spiegelt sich auch in Politik und Legislatur der Zweiten Republik wider. Von der Verfassung her sind alle Menschen in Österreich vor dem Gesetz gleich; manche sind in der Praxis aber eben doch gleicher.

Jene Menschen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Judentum, zur Kultur der Roma und Sinti, ihrer sexuellen Orientierungoder ihres politischen Widerstandes gegen das NS-Regime verfolgt und vertrieben worden waren, wurden – bis auf wenige Ausnahmen – von österreichischen Politikern nie zurRückkehr aus dem Exil eingeladen. Dabei war etwa jeder 40. in Österreich aus den genannten Gründen gezwungen gewesen zu fliehen. Mit ihren Kindern und Kindeskindern sind es mehrere Hunderttausend Personen, die von der Flucht und Vertreibung betroffen waren.

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