Köhlmeiers heiliger Antonius: Die Macht des Zungenredens

Über die Wendigkeit der Wörter: Michael Köhlmeiers vielschichtiges Psychogramm des heiligen Antonius von Padua.

Kette und Schuss, zu einem winzigen Stoffstück verwoben. Das Ganze unter einer durchsichtigen Plastikhülle vakuumiert und in ein Kärtchen eingeschlossen: ein „Stück Leinwand, das die Zunge des heiligen Antonius berührt hat“, wie es auf dem Karton heißt. Kostenpunkt: 60 Cent.

Die Lingua Santa wird als berühmteste Reliquie der Basilika von Padua verehrt. Um sie, oder besser: um die Worte und Sätze, die man ihrer Wendigkeit verdankt, kreist die Novelle „Der Mann, der Verlorenes wiederfindet“ von Michael Köhlmeier. Natürlich weiß man, dass der Autor ein bibelkundiger Erzähler ist: Nachzulesen und -hören in Büchern und CD-Editionen. Und natürlich kann man sich denken, dass dieser Band nicht allein die Fähigkeiten eines äußerst populären Heiligen umkreist, Verschwundenes oder Vermisstes aufzuspüren. Es geht vielmehr um die Macht des Gesagten und Geschriebenen und um die Rechenschaft, die jeder Einzelne sich und den anderen ablegt, wenn der Tod an die Tür klopft.

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