Treffer: Begrüßung, splitternackt

Côte d'Azur im Sommer 1928. In der Villa Galanon ist ein Komiker zu Gast, der später als „Stummfilmstar der Tonfilmära“ in die Filmgeschichte eingehen wird.

Côte d'Azur im Sommer 1928. In der Villa Galanon ist ein Komiker zu Gast, der später als „Stummfilmstar der Tonfilmära“ in die Filmgeschichte eingehen wird. Er spielt mit seinem Gastgeber gerade Badminton, als der Postbote den Brief eines irischen Dichters übergibt, der darin seine Ankunft für kommende Woche ankündigt.

Das bringt den Hausherrn ein wenig in die Bredouille, hält er seinen Sportsfreund doch für zu unkultiviert, um vor einem Nobelpreisträger für Literatur bestehen zu können. Schließlich hat der US-amerikanische Mime die Schule bereits nach der zweiten Klasse abgebrochen. Allerdings hat er sich autodidaktisch ein Musikinstrument beigebracht, das zu seinem Vornamen bei der Komikertruppe wurde, die ihn berühmt gemacht hat. Aber der Hausherr ist ohnehin von den nötigen Vorbereitungen auf den Besuch abgelenkt, allen voran für das Dinner. Weiß er doch, dass der Dramatiker Vegetarier ist. Die Hektik rund um den „hohen Besuch“ ist dem Schauspieler wiederum lästig. Am liebsten würde er sich aus dem Staub machen. Und so geht er am Tag der Ankunft, als der Gastgeber gerade verzweifelt nach der passenden Kleidung sucht, zum Schwimmen hinunter zu einer geschützten Bucht. Nach dem Bad im Meer legt er sich nackt auf sein Handtuch und döst vor sich hin.

Plötzlich hört er eine laute Stimme von oben herab rufen: „Hello! Nobody at home?“ Als er hinaufschaut, sieht er einen bärtigen Herrn in einem Knickerbocker-Anzug mit einer flotten Kappe gestikulieren. Er legt sich das Handtuch um die Hüfte, geht hinauf und stellt sich vor. Sein Gegenüber tut so, als strecke er ihm die Hand entgegen, grapscht jedoch nach dem Handtuch und zieht es weg. Erst danach stellt er seine Frau vor. Atemlos und schweißtriefend kommt da der Gastgeber gerannt, er habe den Besucher im Hotel gesucht, wo man beschied, der Gast sei nicht angekommen. Dann sei er zum Bahnhof, aber da sagte man ihm, der besagte Herr habe bereits einen Wagen genommen.

Mitten hinein in die Entschuldigung dafür, dass er seinen Gast verpasst hat, unterbricht ihn dieser und meint: „Kein Problem. Wir sind hier bestens empfangen worden. Ihr unzüchtiger Gast hat uns begrüßt. Ein wenig schockierend, aber irgendwie großartig!“ ■


Wer traf wen? Wie heißt die Künstlertrup-
pe, die den Komiker berühmt machte?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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