Treffer: Die Kunst des Wartenlassens

Kennen wir das Gefühl nicht alle? Wir sitzen im Flugzeug, angeschnallt und über die Sicherheitsbedingungen an Bord informiert. Es kann losgehen. Aber es fehlt noch ein Passagier. Und der kommt nicht, kommt nicht.

So geht es jenem Mann, der an einem sonnigen Septembernachmittag von einem Staatsbegräbnis kommt. Er hat dort vor den bedeutendsten Würdenträgern der Welt eine Rede gehalten und sein Land vertreten, souverän wie immer. Nun ist er zurück an Bord und krempelt die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. Vor ihm stapeln sich die Aktenberge. Elf Stunden Flugzeit, da geht sich einiges an Arbeit aus. Sofern man damit loslegen könnte. Aber das gelingt nicht. Sein Mitreisender hat es nicht eilig. Er ist dem Toten nahegestanden, also war es eine Geste des Respekts, die Beerdigung zu besuchen. Und weil er eine hochgestellte Persönlichkeit ist, hat ihm sein Freund angeboten, ihn in seiner Privatmaschine mitzunehmen.

Und nun das: Der großzügig in diebequeme Boeing eingeladene Expolitiker verzögert den Start, weil er am Boden mit einigen Herrschaften plaudert. Er hat sichinzwischen so gut im Leben als Rentner eingerichtet, dass ihm Eile fremd ist. Regelmäßige Vorträge, diplomatische und karitative Missionen, die Runden amGolfplatz: alles nach seinem Tempo.

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