Herr Oberarzt, die Patientin ließ sich fallen

Herr Oberarzt Patientinliess sich
Herr Oberarzt Patientinliess sich(c) APA/Simon Mark (Simon Mark)
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„Helfts mir doch! So helfts mir doch! Tuats was! So helfts mir doch, bitte, helfts mir!“ – Der letzte Text.

Raucherzimmer. Mehrere Personen. Als Geräusche hin und wieder Sessel- und Tischrücken, dazu immer wieder das Klicken eines Feuerzeuges beziehungsweise das mehrfache Klicken, da so manches Feuerzeug schon fast leer ist. Entsprechende Einblendungen von „Derf i mirdes Feuerzeug ausleichn?“, „Entschuldige, meiFeuerzeug is leer“ oder „Tschuldige, kennt i a Zigarettn habn, morgen kommt mei Sachwalter, dann geb i dirs Geld“, „Kennst ma du zwa Zigarettn verkaufn, i gib da an Euro“, „Hat wer in sein Aschenbecher an längern Tschick zufällig dabei?“ sowie „Verzeihung, tuat ma leid, jetzt bin i Ihna am Fuaß gstiegn“,„Macht nix, kann passiern, is scho passiert“, „Kennt wer des Fenster wieder aufmachen, es is schon wieder a Luft zum Schneiden“.


Die Personen sind männlich und weiblich, zwischen 40 und 70, und das Raucherzimmerist anfangs dunkel, nur ein einzelner Raucher, zuerst sitzend, Tisch und Stuhl rückend, klickend mit dem Feuerzeug, auch Geräusch wie Zigarettenschachtelzerdrücken, weil sie leer ist, später nächster Raucher, Aschenbecherschieben auf kahlem Tisch, Schritte hin und her, in Pantoffeln, auf und ab gehende Menschen, sitzende Menschen, was sich abwechselt. Es bleibt dem Leser (dem Regisseur) überlassen, was im Stehen, im Sitzen, im Hin-und Hergehen gesprochenwird. Allmählich wird es hell, was kommentiertwird von einer Person mit „D Sunn geht scho auf!“, geantwortet wird „Deswegn brauchst ma net
s Cola-Flaschl umhaun!“ (Eine leere kleine Coca-Cola-Flasche, mit dem typischen Geräusch,die dann noch ein-, zweimal umfällt undkommentarlos aufgestellt wird.)


Weitere Geräusche: wenn an einem Tastenradio gedrückt wird (=Apparatur an der Wand, digital, leichter Fingerdruck ändertProgramm), das Nachrichten bringt, wobei weitergedrückt wird auf leichte Musik, dann ernste, einmal ein paar Takte aus einem Klavierstück von Franz Liszt, dann wieder ist zu hören, dass jemand ausgeschaltet hat, dann wieder nur ein Umschalten, wobei Musik, Sessel- und Tischrücken sowie Klicken der Feuerzeuge und Umstürzen der leeren Coca-Cola-Flasche, alles zusammen, ein kurzes eigenes Konzert einmal ergeben, sowie die einzige melodiöse Stimme, eine weibliche, bosnischer Akzent, dann ab und zu das Weinen einer ungefähr 40-jährigen Patientin, im Raucherzimmer auf und ab gehend, dann hinaus, andere Akustik, „Helfts mir doch! So helfts mir doch! Tuats was! So helfts mir doch, bitte, helfts mir!“, greinend wie ein Säugling, da-
zu ein Krankenschwesterruf einmal, als ein Hubschrauber zu hören ist: „Mir setzens einfach in an Hubschrauber und lassens davonfliagn, dann san ma die Mathilde los!“

Der Herr hat sie zu sich genommen.

Ja, der Herr hat ihr die Medikamente gegeben, die sie sich selber von zu Hause mitgebracht hat.

Ich nehme ihr übel, dass sie mich von meinem Glauben abbringen wollte.

Was sind Sie denn?

Atheist.

Na ja, auch ein Glaube, da haben Sie recht.

Ich habe sie nicht leiden können, weil –

Pscht! Sie ist noch da! Die Toten hören alles! Sie brauchen ja einigeStunden, bis sie –

Soll sie ruhig hören! Die hat mich genervt! Nur genervt...!(Stößt einen Schmerzensschrei aus.)

Was is denn los?

Den Kopf habe ich mirangehaut, bei dem blöden Kastl da, das ist ganzschlecht an der Wand eingeschraubt, dasgehörert höher. Höher gehörert das.


Höher, ja, unser ganzes Gespräch auch, wennein Mensch von uns gegangen ist, weil der Herr ihn zu sich genommen hat –


Erst einmal müssen wir das Corpus umdrahn! Ma miassat halt das Gsicht sehn.


Net anrührn! Warten aufs Personal! Die haben jetzt Übergabe im Dienstzimmer. Da dürfen wir net stören. Stören nur in dringenden Fällen. Jetzt, wo es zu spät ist, können wir sie hinter den Kasten schieben und haben wir in Ruhe unser Frühstück.

Ist eigentlich wahr. Wieso soll man sich aufregen, wenn wer krepiert? Höchstens frisst mi der Neid. I habs schon achtmal probiert, und zweimal mitn Wasser, und zweimalhabns mi außerzogen, sodass i nimmer hingeh, i hass des Wasser, weils so unverlässlich ist, i mein, des Wasser könnt mi ja warnen! Dass wer da is! Brausend daherkommen!Weil wieder wer da ist, der was mir nachspringt, der si sonst net um mi schert, nachher net und vorher net, weil er mi net kennt. Aber außerziagn müssens einen! Kennt ei- nen net und ziagt ihn heraus!

Echauffieren Sie sich nicht.

Jetzt machts net so a Weda nur weng anaLeich. Was glaubts, wieviel i scho Leichngsehn hab in mein Lebn. Zerst bei der Polizei, da wird man abgebrüht, dann in Libanon, i maan, i hab mi freiwillig gmeldet, eigentlich war i nur bei der Gendarmerie, aberauch da wird man abgebrüht, und in Libanon hab i mi gmeldt, weil ma so viel dazuazahlt kriagt hat, und mei Frau hat sich a Auto gwünscht!

Quatschns net a so, wenn ein Mensch gestorben ist, offenbar. Überhaupts, a Arzt solltkemma! Oder die Polizei, weil iii wars net!


Ein Mensch, noch in der Blüte seines Lebens. Fahre wohl, arme Seele! Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gepriesen seider Herr, grüße ihn von mir und schildere ihm mein Leid, die du aus dem Tal der Tränen gehoben wurdest.

Narr. Dass sie di entspringen haben lassen, heiliger Bruader, des wundert uns net.

Hörns, stolperns net drüber!

Geh, hilf mir, ich nimms bei die Fiaß. Und du tauch an.

Im Ministrantenehrendienst habe ich darauf geachtet, sauber, geordnet an Kleidern, Schuhen, Ohren, Händen, Hals und Haaren und mit reinem Herzen zum Altardienst zu gehen. Meine Hände sind rein, aber die Seele wird mir dunkel. Oft gehe ich neben ihr, die ein Schatten ist und zentnerschwer sich an mich lehnt, die eigene, die dunkle, die leidende Seele... Pietät müssen sie beweisen, Pietät. Hier ruht ein Leib, hier ist einLeben ausgelöscht, ohne den Empfang der Sakramente –


Jetzt tauch an. I habs bei die Knöchl. Und direkt untern Kasten. Neeet umdrahn! Hörst! Ja net umdrahn! I kann ka Tote sehn und Bluat scho gar net. Vielleicht hat sa si in der Nasn anghaut, wias gstürzt ist, und is sie nur bewusstlos.


Wollen mirs hoffen.


Ja, bewusstlos wirds sein. Drum is ja ka dringender Fall für die Zeit der Übergabe. Übergabe, da sans haklich. Und wanns sonst no so nett san, bei der Übergabe gibts kan Spaß. Obwohl sie oft viel lachen. Aber das ist nicht unserer Kaffee! So! I habs! Tauch no amal, wer weiß, ist sie leblos. Also, unlebendig. Wer weiß, wird sie die Leichenstarre – du musst fester antauchen!


Dabei wäre sie ... die Frau meines Lebens... Herr, ich habe das Kloster verlassen, du weißt es, weil ein Weib mich mit seinem Blick, und sie war herrschsüchtig und forderte täglichen Gehorsam, und, Herr, ich bin mit diesem Weib nicht fertiggeworden, und sie wäre die Frau meines Lebens, die Frau meines Lebens, ich bekenne, ich habe gesündigt, ich habe in dieser Frau die eventuelle Erlösung und eventuelle Lösung meines schrecklichen Daseins gesehen, und du, Herr, der du voller Zeichen und Wunder bist, hast sie zu dir gerufen, auf dass ich nicht ein zweites Mal vergesse, wie mein Weg zu sein hat, dornenvoll, wir, die wir hier alle das Labsal sind für den Gesalbten, wir, die wir hier unser Kreuz tragen und seines –



Der geht mi an, der Arsch.Statt dass er zuapackert.


Überlassen Sie dieses Menschenkind doch Gott!

Die Herrschaften zum Frühstück, bitte!


Friehstick! Du hast geheert! SchonFriehstick! Wir gehän.


Ich habe Ezechiel3 eine Zeit langzum Frühstück verspeist. Dazu fotokopierte ich mir die entscheidende Stelle, und eine Zeit lang habe ich nichts anderes zu mir genommen als die Fotokopien.

Was du sagst, du hast gegässän Papier?Komm zu Friehstick, armer Mänsch!


Ezechiel3, wie gesagt, die Stelle, woder Herr schreiben ließ: Esset dieSchriftrolle, und dann gehet zu den Israeliten und tadelt sie!

Jessas, de Judn. Jetzt fangt er mit de aa no an.Wia waun ma net gnuag Zores scho hättn.


Sie wird ja aufwachen hoffentlich... Es gibt dieses Hystrionische... Die meisten Frauen leiden an Hysterie und entwickeln Symptome, eins nach dem andern, sie sind immer krank, und haben sie dieses nicht, dann haben sie jenes, und sie ist also wahrscheinlich inklusiver Scheintotenstarre nur in einem hmh Stadium, in dem sie... Das ist eben die Hysterie, die Freud entdeckt hat, es müsste sich nur einer von uns jetzt nackt ausziehen und ihr die Augen öffnen, aber ich wills nicht sein.

Hat eh kana gsagt, dass Sie des warn. Kana hat des gsagt.

Was isn überhaupt passiert?


Na ja, der hat de gefunden, indem dass erdrübergflogn is über sie, sagt er, und nachher hat er si nix denkt, weils Licht war ja abdreht, und dann is der Zweite angstessn, und so nach und nach, wie sie des Lokal, i mein, des Zimmer... Da derf ma ja rauchn. Is ja a Glick, dass ma da no rauchn derf, wissens eh, wies zu die Raucher san, i kenn a Haus, da is ma eingsperrt mit Gitter, in der Geschlossenen, da gebens dir jede Stunde eine, eine nur, von deine eigenen Zigaretten! No dazua mit die Finger ziagns es aussa.


Sie werden dir ja net, wannst nur eine kriagstpro Stund von deine eigenen Zigaretten, anbieten! Des kennt ja a sein... Jetzt hab ichs... Sie hat ja geraucht, net wahr, sonst wäre sie ja nicht zwischen ihre Schmerzanfälle bei uns gewesen... Es könnt ja sein in so einer Geschlossenen, dass du dir sechs nimmst und krepierst, weil den Tabak darfst du nicht essen, ohne dass du dann mit dem Schlimmsten rechnen musst, und außerdem, in der Geschlossenen, dort, de werden die ja abgezählt haben, die Tschick, und –

Vor ihre Augen hat man sie rauchen müssen, vor ihre Augen, die eine Zigarette –
Ja, logo, damits das net sammelst und frisst!

So wie der mitn Pascher, der Ministrant –

Der hat kan Pascher. Die sind alle so.

Na, da kenn i andere.

Ja, aber net, was entsprungen san. Wer entsprungen is vom Kloster, der findt si net zurecht. Der siacht in jeda Fut a Muttergottes.

Hören Sie auf, da erwacht sie noch, wenn Sie so schrecklich sprechen.

Sie hat immer probiert, ob sie mi bekehrt. Siewar a Nonne, sagts, in ihren früheren Leben.

Geh, frühere Leben, wann mir ana schon so anfangt.

Nein, in ihrem Vorleben, hat sie gemeint,war sie eine – wie hat sie gesagt – im Noviziat ist sie gestanden, im Noviziat, und dann hat sie sich verliebt, und seither, wie sie dann die irdische Laufbahn eingeschlagen hat, wieder, da ist ihr das passiert, dass sie vor Depressionen in ihrer Frömmigkeit mehrere Selbstmordversuche gemacht hat, na ja, und einer wird ihr halt gelungen sein, der von gestern Nacht auf heute Früh. Oder wer war bei ihr? Wer hat s als a Letzter gsehn?

Des kann aa was anderes da Auslöser von dem gwesn sein.

Von ihrem Tod?

Wer von uns weiß denn sicher, dass sie tot ist? Das kann nur der Pfleger sagen oder der Arzt bei der Visite. Die is aber erst in drei Stund. I mein, mir sollten jetzt den Kaffee trinken gehn, sonst ist er nur lau.

So lau, wie ihr seid in eurem Geiste und in eurem Herzen! Jesus aber wünscht sich die brennende Liebe! Gott ist ein eifersüchtiger Gott, und er liebt uns mit Leidenschaft, jeden Einzelnen von uns! Auch sie hat er geliebt! Er hat sie niedergeworfen! Ihr wisst, wie Moses starb? Gott küsste Moses, und da starb Moses, und Gott selbst hat Moses begraben an einem geheimen Ort.


Des wissts aber aa, dass der, der den Doifuas daschossn hat, Paleta ghaßn hat, und es wird gesagt, der Führer selbst hat ihn begraben.

Den Doifuas?

Seinen Mörder!

Wieso denn das?

Ihr haltets euch auf bei Geschichten, dieschon lang nimmer wahr sind.


Und die vielleicht nie wahr waren. Halt, a Pfleger kommt! A Pfleger! Mir müssen ihm jetzt alles darstellen.


I war in meinem früheren Leben ein Friseur. Aber dann hat mich das interessiert, das psychisch Kranke. Es hat mich magisch angezogen. Guten Morgen! Also, was ist jetzt hier und jetzt der Fall? Was liegt denn da?


Ah, nix.

Hören Sie, Patientin, schön und gut, aber stehen Sie auf! Das wissen wir schon, dass Sie sich hinfallen lassen, damit Ihnen wer aufhilft. Das spielns aber bei uns nicht, stehen Sie auf, sofort! Wir kennen unsere Pappenheimer! Aufstehen! – Um welche Mitpatientin handelt es sich denn?


Die Mathilde.


Von wo willst du wissen, dass es die Mathilde überhaupt ist?


An der Kleidung.


Gelobt sei Jesus Christus, und an der Figur erkenne ich sie, das gestehe ich nur dir, Nazarener.


Ach so, ein Friseur sind Sie gewesen? Wissen Sie auch andere Inkarnationen? Ein Friseur ist ja so etwas wie ein Therapeut, nicht wahr,und Sie haben in diesem Leben also jetzt denBeruf des Helfers ergriffen, pur, und ohne Kosmetikzwänge, außer, dass Sie, Herr Pfleger, die Patientin, die hier liegt, mit Vorliebe frisiert haben.

Na, na, des san Hirngespinste, also, i hol an Arzt.

Blond ist sie. Dieses wunderschöne goldene Haar.

Des hätten Sie ihr früher sagen müssen. Da hätts mehr Freud ghabt. Als wie jetzt, wo Sie ihr noch im Tode nachstellen mit Komplimenten. Sie wissen genau, a 40-jährige Frau kann keine echte Blondine mehr sein.


Da, dieses Rätsel. Einerseits wollen sie sich selbst morden, andererseits gehen sie regelmäßig zum Haarfärben. Das ist dieses Mysterium Weib, das wir nie verstehen werden.


Warten mir bis zur Visite, und tun wir keine voreiligen Schlüsse ziehn. Schau, alle sind sie einen Kaffee trinken gegangen. Ein Schluckerl Kaffee hebt das Herzerl in die Höh. Vielleicht sollten wir ihr einen Kaffee einflö –


Jetzt kaprizier di net dauernd um de Leich oder net. Des is in jedn Krankenhaus scho vorkumma, dass wer da glegn is, und kana hat eam aufgholfn, oder? Da san mir net die Ersten.


I fürcht des Gsicht. Wann die Augen offensan, wann sie mich anschaut mit ihre Augen, obwohl sie mich eigentlich nicht mehr siecht. Weißt. Das ist das, woran ich gewöhnt bin, wegen Polizei und dann der Dienst bei der UNO als Soldat, aber des mussi in der Pension, wo i eh die Frühpension kriegt hab wegen Behinderung, also, in der Pension muss i des nimmer haben.


Hat wer meine Schlapfn gsehn? Habtsihr zwei Schlapfn gsehn, rot mit soschwarze Tupfen?


Wie schon gesagt, Christus rief dem Jünger zu, der ihm sagte, er würde sich ihm anschließen, er müsse nur vorher seinen Vater begraben, da rief Christus: Lasset die Toten die Toten begraben. Und da ist was dran. Ich halte ja Jesus für den größten Philosophen überhaupt. Lasset die Toten die Toten begraben, das bedeutet –


Kusch, halt endlich de Pappn!


Schließlich und endlich verlässt nurder Leib das Leben. Die Seele aber, dieser Funke, der in uns von Gott ist, fühlt sich frei und geht den Weg nach oben. So müsst ihr euch das vorstellen.

Miassn tuat ma nur sterbn.

Sooo! Also, der Herr Oberarzt ist heute schonfrüher da! Zur Seite treten!

Ja, aber ich habe, bitte, nur kurz, nur kurz!

Herr Oberarzt, die Patientin ließ sich fallen.

Und sie reagiert auf kan Zuaruaf! Mir habn ihrs guat gmant.

Ja, mir haben sie da auf die Längsseite von dem Kasten, also dort hineingepasst, damit niemand an ihr ankommt, weil, wer weiß, fühlt sie Schmerzen. Aber reagiert hat sie auf nix, is eigentlich wahr.

Mein Gott, wir kennen uns ja vom Ministrieren, nicht wahr? Der Herr Oberarzt war auchMinistrant. Wir haben die heiligen Gegenstände ja oft zu zweit aus der Sakristei geholt. Das Humerale, die Albe, das Zingulum. Und wann ist die Kirchenfarbe Grün?

Die Kirchenfarbe ist Grün an den Sonntagen. Ganz grün ist sie im Gesicht, wirklich.

Die Mutter Ekklesia!

Na, des Dirndl da. Wenn mich nicht allestäuscht, dann hat sie erbrochen und ist in ihrem Erbrochenen vielleicht inzwischen, aber das macht der Assistenzarzt! Ich bin sehr in Eile! Zu Mittag hören Sie meinen Vortrag im Radio!

Dass man mit dem Tod so umspringt?


Sag net immer „Tod“, wennst kein Arzt bist und nichts verstehst. Oft hat sich in der eisgekühlten Leichenhalle noch einer aufgesetzt, und aus dem Sarg hat er gepumpert, beim Begräbnis. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Oft setzt sich einer auf bei der Organentnahme, sagen wir, er spendet sein Herz, weil er tödlich verunglückt ist, und dann umarmt er den Chirurgen, der was grad sein Herz herausschneidet, Kinder, ist die Luft wieder zum Schneiden dick.


Schalt ja net die Ventilation ein! San eh Fenster genug da! ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2010)

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