Ist es nur die Lust der Funktionäre?

Deutschland gibt nicht auf - und will erneut ins Rennen um Olympische Sommerspiele (2024) einsteigen.

Deutschland, im Fußball Weltmeister, gibt nicht auf. Es ist noch nicht einmal ein Jahr vergangen, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund eine empfindliche Niederlage eingehandelt hat. Man wollte München ins Rennen um die Winterspiele 2022 schicken, in gleich vier Volksentscheiden in Oberbayern aber erteilte der Bürger dem Vorhaben eine klare Abfuhr. Es war auch eine klare Absage an das Internationale Olympische Komitee (IOC). Daraus wollte man die Konsequenzen ziehen, die Spitzenfunktionäre und auch die Politik erklärten, man werde sich erst wieder für Olympia interessiert zeigen, wenn sich das IOC transparenter zeigt und tiefgreifende Reformen angeht.

Jetzt aber hat das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes angekündigt, dass man sich für die Sommerspiele 2024 bewerben will – und eventuell auch 2028. Auf der Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden soll ein entsprechender Grundsatzbeschluss gefasst werden. Mit welcher Stadt man dann den Anlauf nehmen wird, das soll im März 2015 entschieden werden. Als Kandidaten gelten Berlin und Hamburg.

Das alles erscheint verwirrend, wirkt wie ein Schuss aus der Hüfte. Wenn man davon ausgeht, dass Deutschland die Fußballeuropameisterschaft 2024 austragen darf, dann erscheint es unmöglich, dass man binnen weniger Wochen auch noch Sommerspiele über die Bühne bringt. Als sich vor wenigen Jahren die Türken für die EM 2020 und Olympia 2020 bewerben wollten, hat der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge dem Vorhaben einen Riegel vorgeschoben. Eine solche Doppelbewerbung sei mit den Statuten nicht vereinbar. Obendrein tippen Insider, dass die Spiele 2024 an einen US-Kandidaten gehen.

In Berlin und Hamburg haben sich bereits die Olympia-Gegner zu Wort gemeldet. In einer Aussendung heißt es: „Die Entscheidung des DOSB-Präsidiums zeugt von Arroganz und fehlender Diskussionsbereitschaft. Mit kreativen Aktionen und Informationen werden wir diese öffentliche Geldverbrennungsmaschinerie für die Olympischen Spiele stoppen.“

E-Mail:wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2014)

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