Ein falsches Spiel mit schlechtem Service

Österreichs Fußball ist ein Kasperltheater: Klubs wollen nicht aufsteigen und Absteiger stellen den Profibetrieb ein.

Österreichs Fußball hat, abgesehen von der Freude über die Euro 2016 in Frankreich, ein schwerwiegendes Problem. Der Ligabetrieb ist weder modern noch profitabel, mit dem Produkt stimmt etwas nicht. Warum will Vienna aus der Regionalliga Ost nicht in die Erste Liga aufsteigen? Warum winkt Absteiger Grödig ab, spielt in der Drittklassigkeit weiter? No na, es geht um Geld.

Die Antwort liegt auf der Hand, wenngleich es jeder Klubchef gewiss anders sieht: Die laufenden Kosten sind hoch, im Einnahmen offenbar zu gering. Auch der vom Finanzminister verhängte, mit 1. Jänner 2017 in Kraft tretende Wartungserlass spielt eine Rolle in der aktuellen Situation. Bis dahin müssen alle Klubs die Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft bewerkstelligt haben, nur nicht jeder will das. Es werden weitere Zahlungen fällig, für „Dorfklubs“ wie Grödig ein heikler Drahtseilakt. Manager Christian Haas sagt, eine Erste-Liga-Saison kostet zwei Millionen Euro. Das sei nicht rentabel.

Verstöße gegen das Lizenzierungsverfahren könnten nun neue Sphären erreichen, sollten die – seit Jahren schon erwogenen – Reformen bei der Ligasitzung am Donnerstag in Klagenfurt nicht beschlossen werden. Ein Modell wurde zuletzt regelrecht als Rettung angepriesen: zwölf professionelle Bundesliga- und 16 semiprofessionelle Erste-Liga-Klubs.

Mehr Vereine, weniger Runden, ein Absteiger, aber anderer Modus mit Play-off für den Meister? In der Zweitklassigkeit gibt es (zu geänderten Konditionen) sechs Klubs mehr, in einer Liga, in die zuletzt keiner wollte – weder von oben noch von unten. Es gibt zu viele ungeklärte Fragen, um dieses von Eigeninteressen geprägte Kasperltheater wirklich zu verstehen.

Ob die räumliche Trennung von Profis und Amateuren die wirtschaftliche Rettung des österreichischen Fußballs ist und auch das spielerische Niveau zu heben vermag, bleibt abzuwarten. Auch sollten die Ligavorstände ausgerechnet haben, wie man dieses Spektakel finanziert mit nur noch 32 Runden (TV-Vertrag?) oder als Kollektiv Steuern entrichten könnte mit einem Ticket-Abgaben-Fonds.

Die beste Idee wäre es aber, sich wieder der Fans zu besinnen. Ändert die Beginnzeiten, macht sie familienfreundlich. Samstags, 15.30 Uhr, sonntags 15 Uhr – wochentags 19 Uhr. Die Ausrede, alles obliegt dem Diktat des Fernsehens, hinkt. Stimmt es doch, verlangt mehr Geld! Bietet vernünftige Spiele in modernen Stadien und nicht lahmen Kick in, mit Verlaub: Bruchbuden. Essen, Service, Erreichbarkeit, Entertainment – stimmt all das, kommen automatisch mehr Zuschauer, Sponsoren. Und diese bringen Geld...

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FAC-Jubel
Fußball-National

FAC schafft dank Grödigs Rückzug den Klassenerhalt

Die Flordisdorfer profitieren auch von der Insolvenz Austria Salzburgs. Erhält zudem Klagenfurt keine Lizenz, gibt es keine Relegationsduelle.
Thorsten Fink
Fußball-National

Austria-Trainer Fink angeblich Favorit bei Augsburg

Thorsten Fink soll bei einem möglichen Abgang von Markus Weinzierl Nachfolger werden. Franco Foda ist bei 1860 München kein Thema mehr.
So kennt man ihn: Paul Gludovatz in Action
Fußball

Fußball: Ried und Grödig verlieren ihre Trainer

Paul Gludovatz wird die Innviertler ebenso verlassen wie Peter Schöttel den Absteiger Grödig.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.