Euro 2016

Es gibt verschiedene Gründe, warum man diese Fußball-EM genießen sollte. Österreichs Teamchef Marcel Koller spricht daher auch ganz bewusst mit gespaltener Zunge.

Der Anfang ist gemacht, die Euro 2016 ist eröffnet, ob es aber die beste EM aller bisherigen Zeiten wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Fest steht vorerst nur, dass es eine besondere Europameisterschaft wird. Für Europa, das erstmals 24 Mannschaften bei diesem Turnier erlebt. Und für Frankreich, den stolzen Gastgeber und EM-Erfinder. Doch nach den Anschlägen von Paris und Brüssel geht es um mehr als um Fußball, es geht auch um die Angst vor dem Terror und den angemessenen Umgang damit rund um dieses Turnier.

Es gibt mehrere und verschiedene Gründe, warum man sich entspannt zurücklehnen sollte, um diese Euro so richtig zu genießen. Sie findet das letzte Mal in dieser Form statt. Für die EM 2020 hat die europäische Fußballunion nämlich einen revolutionären Plan ausgeheckt und längst beschlossen.

Die Endrunde wird nicht an ein Land vergeben, sondern sie wird in 13 europäischen Städten über die Bühne gehen. Mit dieser Maßnahme kann man die Kuh namens Fußball noch mehr melken. Fest steht bereits, dass das Finale in London stattfindet. Die EM 2020 wird jedenfalls für die Anhänger und Fans eine aufwendige und nicht gerade billige Sache.

Ob sich Österreich für diese Endrunde qualifizieren kann, das ist nicht einmal noch Zukunftsmusik. Das rot-weiß-rote Team hat vorerst andere Sorgen. Es stimmt sich im Quartier von Mallemort auf den ersten Auftritt in Frankreich ein, ernst wird es am Dienstag in Bordeaux gegen den ersten Gruppengegner Ungarn. Später folgen die Duelle mit Island und Portugal.

So souverän die Österreicher in der EM-Qualifikation gespielt haben, so enttäuschend waren hingegen die Leistungen in den letzten Testspielen gegen Malta und die Niederlande. Unruhe lässt Teamchef Marcel Koller jedoch keine aufkommen.

Der Schweizer behauptet, sich keine Sorgen zu machen, obschon die verpatzten Generalproben eindeutig alarmierend waren. Koller spricht seither ganz bewusst mit gespaltener Zunge, weil er in die Rolle des ruhenden Pols schlüpfen will. In Mallemort verpasst er seiner Mannschaft den letzten Schliff, die Anspannung steigt, der Teamchef aber strahlt wie immer Ruhe und Gelassenheit aus. Der Schweizer ist ein Meister darin, er vertraut seinem Team voll und ganz. Die Mannschaft hat ihn bisher auch fast noch nie enttäuscht.

Die Österreicher werden bei der EM ernst genommen und in Frankreich geliebt. Aber die Mannschaft muss sich wieder der alten Stärken, die sie in der Qualifikation teilweise eindrucksvoll ausgespielt hat, besinnen. Sonst wird die EM blitzartig zum Albtraum. Teamchef Marcel Koller ist jedoch ein Garant dafür, dass das nicht passiert.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 12.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.