Schnitzel, Lederhose, Konzerte und Grid-Girls: die Nebengeräusche im Motorsport.
Die Formel 1 und Österreich, das ist doch ein ganz eigenes Kapitel. Und solche Ereignisse verlangen also auch ganz andere Werbemaßnahmen. Seit 2014 macht die vermeintliche Königsklasse im Motorsport wieder in der Steiermark Station, und nach dem Flop im Vorjahr ließ man nun nichts unversucht, um Euphorie und Ticketverkauf für den 30. Österreich-GP gehörig anzukurbeln.
Allerdings, Weitsicht hatten die Macher dabei auch diesmal nur wenig: Die billigste Karte für den Rennsonntag allein kostete 90 Euro; von der Illusion eines dreitägigen Paddock-Club-Tickets für 4380 Euro, in Zeiten strenger Compliance-Regeln, ganz zu schweigen. Formel 1 ist weiterhin einfach ein viel zu teures Luxusgut. Der Auftritt der MotoGP, die im August die Massen an den Ring lockt, ist leicht erklärt: billiger, lauter, unterhaltsamer – aber ohne all die plumpen, auch dem Tourismus keineswegs tauglichen Nebengeräusche wie Schnitzellust, Lederhose, der schönsten Formula-Una, Miss GP oder Volksmusikkonzerten am Streckenrand.
Als Österreicher ist man trotzdem gut beraten, mit Kritik am rot-weiß-roten Formel-1-GP tunlichst hauszuhalten. In Spielberg begleicht Dietrich Mateschitz schließlich die Rechnung, freilich nicht aus purem Patriotismus oder Idealismus, sondern einzig und allein zum Wohl und Gedeih seiner Marke, aus Werbezwecken, dem maximalen Umsatz zuliebe. Der Steuerzahler kann diesem PS-Schauspiel bis 2020 entspannt folgen; vor Ort zumindest, bis dahin läuft der Vertrag. Ob die Formel 1 aber bis dahin noch im öffentlich-rechtlichen Free-TV zu sehen sein wird, ist derzeit mehr als fraglich.
Gemunkelt wird, dass auf Wunsch von Rechteinhaber Liberty Media das Pay-TV die Kontrolle ab 2018/2019 übernehmen soll, mit diversen Paketen und im Mix mit Onlinediensten, es läuft genauso wie bei der Fußball-Champions-League. Ausgewählte Highlights wie der GP von Monaco könnten im Free-TV bleiben, „Specials“ hingegen wie Spielberg nicht. Wer Formel 1 sehen will, muss in Zukunft tief in die Tasche greifen – entweder vor dem Fernseher oder vor Ort. Die Qual der Wahl kennt keine Schmerzgrenzen . . .
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2017)