Anstoss

Das muntere Köpferollen

Nicht nur Marcel Kollers, auch Willi Ruttensteiners Ära beim ÖFB geht dem Ende zu.

Österreichs Fußball ist durch das Aus von Teamchef Marcel Koller in Aufruhr. Wie geht es mit dem Team weiter nach den beiden Oktober-Länderspielen? Wer wird sein Nachfolger, vor allem: Wer wählt ihn aus? Und, ist es nicht absurd, den Schweizer auch noch das Trainingslager im November abhalten zu lassen wenn er doch mit Jahresende abtritt?

Sukzessive sickern Details der Präsidiumssitzung durch, die zeigen, wie kompakt die Front gegen ÖFB-Präsident Leo Windtner geworden ist. Koller soll die WM-Qualifikation abschließen, damit die zuvor erfolgreiche Zusammenarbeit ihr „ordentliches Ende“ findet. Auch bleibt er, weil der ÖFB keinen Nachfolger parat hatte bzw. ihn nicht im ersten Spiel gegen Serbien „ruinieren“ wollte; der Verband wollte auch keinesfalls zwei Trainer bezahlen. Der driftigere Grund: Koller „musste“ bleiben, weil das Präsidium partout nicht wollte, dass Sportdirektor Willibald Ruttensteiner noch einmal einspringt.

Nicht nur Koller wird den ÖFB verlassen, sondern wohl auch der seit 1999 beim Verband arbeitende Ruttensteiner. Ein „tiefer Schnitt“ sei nötig, nur Koller die Schuld am Tief aufzubürden, sei falsch, so die „Presse“-Information. Er soll auch nicht mehr in die Suche nach Kollers Nachfolger eingebunden sein.

Ruttensteiner genoss seit seinem plumpen EM-Resümee („Es war Pech“) nicht mehr den breiten Rückhalt. Seine Auftritte und Arbeitsweise waren unter ÖFB-Funktionären seit jeher umstritten, nun seien Konstellation und Augenblick „sehr günstig“, dieses Kapitel zu beenden. Der um seinen Auftritt stets bemühte Windtner kann ihn nicht mehr retten, Vertragsverlängerungen ohne Rücksprache wurden für ihn mit der Installation von vier Vizepräsidenten unmöglich – das nahm er für seine Wiederwahl jedoch billigend in Kauf.

Damit werden nicht nur Rechnungen beglichen, sondern bei der Sitzung Anfang Oktober auch Neuausrichtungen möglich. Ruttensteiner soll stets ein strikter Gegner der Lösung mit Andreas Herzog als Teamchef gewesen sein.

Und das Teamtrainingslager? Marcel Koller wird es nicht mehr leiten.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2017)

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